„Die Welt ist protektionistischer geworden“, konstatiert Prof. Gabriel Felbermayr beim 17. mittelfränkischen Frühjahrsgespräch der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (ifw) sieht den Globalisierungsindex seit der Lehmann-Finanzmarktkrise 2008 in einer Seitwärtsbewegung – mit langsamem Abstieg. Damit verbunden sind globale Wertschöpfungsketten, die sich schon seit Jahren zurückbilden.
Dabei veranschaulicht gerade die Corona-Pandemie die Bedeutung des internationalen Handels für den deutschen Wohlstand. „Das Auslandsgeschäft verhindert gegenwärtig einen stärkeren Konjunktureinbruch.“ Das Exportgeschäft hat sich in „V“-Form entwickelt – schnell runter, schnell rauf. Damit stützt der Außenhandel die schwächelnde Binnenkonjunktur und die „Erholung im laufenden Jahr entscheidend mittragen“.
Handelsbeschränkungen seitens der EU verschlechtern laut des ifw-Präsidenten die weltweite Güterversorgung und unterminieren das deutsche Geschäftsmodell. Er sagt es auch mit Blick auf den diskutierten Export-Stopp von Impfstoffen.
Für Felbermayr wäre ein EU-Handelsabkommen mit den USA hilfreich. Er denkt an eine Art „Mini-TTIP“, auch wenn dieser Name nach dem Scheitern der Verhandlungen verbrannt sei. Hoffnung setzt er auch auf die Welthandelsorganisation WTO. Mit neuer Spitze könne es einen Neustart geben. Dazu zählt er ein „Greening der WTO“ und das beschleunigen von Prozessen durch „kleine, schnellere Gruppen“.
Gefahr der De-Globalisierung
Gastgeber Harald Hubert warnt ebenfalls vor einer „De-Globalisierung“ als zunehmend realistische Gefahr. Sie führe weltweit zu Wohlstandsverlusten. „Für die globale Wirtschaftsordnung gibt es keine Alternative zu Freihandel und internationaler Arbeitsteilung.“
Peter Ottmann, CEO NürnbergMesse, fügt hinzu: „Die Corona-Pandemie bedeutete nicht nur das abrupte Ende eines goldenen Messejahrzehnts, sondern sorgte gleichzeitig für einen Digitalisierungs-Turbo.“ In den letzten Monaten verzeichneten die Messemacher in Nürnberg auf den digitalen Plattformen rund 2.700 Aussteller und über 44.000 registrierte Teilnehmer. Für Ottmann ist klar: „Messen bleiben, ob nun real, digital oder hybrid, auch in Zukunft effiziente Marketing- und Kommunikationsplattformen für die internationale Wirtschaft.“