Zum Inhalt springen

Tag des Kaffees: Bohnen machen reich und arm

Tag des Kaffees: Bohnen machen reich und arm

Der Deutsche Kaffeeverband begeht seit 2006 am 01. Oktober den „Tag des Kaffees“. Immerhin ist der Kaffeedurst der Bundesbürger ungebrochen. 2020 tranken die Deutschen stattliche 168 Liter pro Kopf. Allerdings sorgt jede Tasse Kaffee, Cappuccino oder Espresso auch für globale Ungleichheit. Kaffeebohnen machen reich und arm, beklagt beispielsweise die Kreditgenossenschaft Oikocredit Bayern mit Sitz in Nürnberg.

Zwar schätzt Oikocredit den Branchenumsatz weltweit auf rund 200 Milliarden US-Dollar im Jahr. Doch das Geschäft mit dem schwarzen Muntermacher liege zur Hälfte in der Hand von nur fünf Handelsfirmen. Die großen Erträge lassen sich größtenteils am Ende der Lieferkette generieren, also im Handel und beim Rösten. „Während die Gewinne der Konzerne kontinuierlich steigen, leiden vor allem die 25 Millionen kleinbäuerlichen Betriebe weltweit unter dem stark schwankenden Weltmarktpreis“, hebt die Genossenschaft hervor. Oft deckt dieser nicht einmal die Produktionskosten.

Die Kreditgenossenschaft Oikocredit vergibt das Geld ihrer Anleger als Darlehen an sozial orientierte Unternehmen, zu denen sich Kleinbauern in Ländern des Globalen Südens zusammenschließen. Derzeit arbeitet Oikocredit mit etwa 150 landwirtschaftlichen Partnern zusammen – viele davon im Kaffeebusiness. Allein in dieser Sparte sind rund 50 Millionen Euro investiert, beispielsweise in Organisationen wie Caravela. Das verantwortliche Kaffee-Handelsunternehmen unterstützt rund 4.000 Kaffeebauern in acht Ländern, mit besserer Kaffeequalität einen höheren Preis zu erwirtschaften.

Steuern runter für Fairtrade

Auch Fairtrade Deutschland fordert zum Tag des Kaffees, der zeitgleich auch international inszeniert ist, mehr Fairness in die Tasse. Sie sehen das braune Gold in Gefahr. Denn die Klimakrise erschwert den Anbau und schwankende Weltmarktpreise machen die Kaffeeproduktion so unattraktiv, dass viele Menschen in den Anbauländern ihre Felder aufgeben. Daher sollten die Steuern für öko-soziale Produktion sinken. „Die Steuerpolitik hat ein enormes Potenzial, Kaufentscheidungen hin zu fairem und nachhaltigem Konsum zu fördern“, erklärt Fairtrade-Chef Dieter Overath.

Der Marktanteil von fairem Kaffee in Deutschland liegt bei gut fünf Prozent. Durch eine steuerliche Begünstigung für fair gehandelte Ware ließe sich dieser Anteil ausbauen. „Es geht nicht darum, mehr zu konsumieren, sondern fair zu konsumieren.“ Dafür wären steuerliche Anreize der richtige Hebel.

Kleine Röstereien machen sich auch für faire Erzeugerpreise stark
Viele kleine Röstereien machen sich auch für faire Erzeugerpreise stark. Coffeebars und -shops liegen im Außerhaus-Geschäft mittlerweile nach Bäckereien auf Platz 2. Foto: Thomas Tjiang

Greenwashing mit Kaffeekapseln

Als eigentliches Gold der Kaffeebranche gelten seit Jahren die Kaffeekapseln. So beläuft sich der Kilopreis auf gut 80 Euro. Deshalb warnen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Bundesgütegemeinschaft Kompost am Tag des Kaffees vor Greenwashing mit biologisch abbaubaren Kaffeekapseln. Immerhin verursachten die Deutschen 2019 mit 3,4 Milliarden Kaffeekapseln rund 13.500 Tonnen Aluminium-, Plastik- und Papierabfälle.

Kaffeekapseln aus Bioplastik gehören nicht in die Biotonne, weil sie den Kompost mit Plastikresten verunreinigen können. „Denn fest steht: Bioplastik bleibt Plastik!“ Das betont DUH- Vizegeschäftsführerin Barbara Metz. Vorhandene Ökobilanzen könnten bislang keine gesamtökologischen Vorteile von Biokunststoffen im Vergleich zu Plastik aus fossilem Rohöl belegen.

nue-news: Fürth ist Hauptstadt des fairen Handels, nue-news: Oikocredit 2020  

Beitragsbild: Foto: Opmeer Reports/Oikocredit