Der Nürnberger Marktbeobachter Wolfgang P. Küspert, Chef der Küspert & Küspert Immobilienberatung, hat nicht nur den Investoren- und Gewerbeimmobilienmarkt inklusive institutionelles Wohnen im Blick. Angesichts der vielen Herausforderungen in der Branche nimmt er auch den wohnwirtschaftlichen Markt für Privatleute in den Fokus. „Da ist viel Dampf auf dem Kessel“, lautet seine Beschreibung. Bei den Wohnungsbauträgern werde seit Jahresbeginn im privaten Eigenheimbereich praktisch nichts verkauft.
„Die Produzenten der Branche stecken in der Krise“. Das private Wohnungs- und Häusergeschäft müsse in seiner engen Verbindung mit den Folgen für Projektentwickler, finanzierenden Banken und den ausführenden Firmen bewertet werden. Erste Bauträger sparten bereits im Personalbereich ein. Als Folge könnten auch Baufirmen Mitarbeiter abspecken. Küsperts Sorge: „Abgebaute Mitarbeiter im Bausektor wandern ab und kommen nicht mehr zurück. Dafür gibt es erste Anzeichen.“ Für einen weitere Effekt auf dem überlasteten Wohnungsmarkt im Großraum sorgen wachsenden Einwohnerzahlen inklusive Geflüchteter: „Wir werden wegen der Verknappung bald 20 Euro Mietpreis für den Quadratmeter kalt sehen.“ Im Segment institutionelles Wohnen, in den Jahren 2021 und 2022 für Investoren die größte Anlagenklasse in Nürnberg, sieht Küspert derzeit keine aktuellen Projekte in der Pipeline.
Finstere Investment-Prognose
Der Nürnberger Immobilienmarkt für institutionelle und professionelle Anleger befindet sich seit dem Spitzenwert 2019 im deutlichen Sinkflug. Von damals 2,12 Milliarden Euro ging es laut Küsperts Investment Marktbericht Nürnberg in der Corona-Pandemie runter auf 1,14 Milliarden Euro im letzten Jahr. Für das laufende Jahr ist sich der Marktexperte noch nicht einmal sicher, ob das Transaktionsvolumen überhaupt die halbe Milliarde Euro erreicht. „Potentielle Käufer warten auf einen weiteren Preisabschlag, Verkäufer warten auf die Rückkehr zum früher höheren Preisniveau.“
Auch im Nürnberger Büromarkt gingen Flächenumsatz und erzielbare Mieten zurück. Bedingt durch die im Umbruch begriffene Arbeitskultur, insbesondere in Sachen Homeoffice und Mobile Work, und gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten reduzierten Unternehmen ihre angemieteten Flächen. Unternehmen wünschten sich vor allem betriebskostenoptimierte, nachhaltige Neubauten in guter Lage, mit flexiblen Grundrissen und optimaler Verkehrsanbindung. Erfüllen Vermieter entsprechende Bürostandards könnte das den Mietpreis in den nächsten zwei Jahren auf 20 Euro je Quadratmeter hochtreiben.
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