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IHK-Unternehmen beklagen flaue Aufträge

Stimmung der mittelfränkischen Unternehmen im Sinkflug

Die Stimmung der mittelfränkischen Unternehmen befindet sich im Sinkflug. Seit dem letzten Tiefpunkt im Corona-Herbst 2022 ging es zunächst deutlich aufwärts. Nun geht es wieder abwärts. Laut des Konjunkturklima-Index Herbst der IHK Nürnberg liegt die Zahl der Betriebe mit aktuell „guter“ Geschäftslage nur noch knapp über denen mit „schlechter“ Lage. Am stärksten drücken eine verhaltene Inlandsnachfrage und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, also etwa Bürokratie, Steuerlast oder fehlende Investitionsanreize, auf die unternehmerische Lust.

Zu den weiteren Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung gehören die Energiepreise und der Fachkräftemangel. Beide Bereiche führten zuletzt bei den Firmen in Mittelfranken die Klageliste an. Nun verlieren sie zumindest leicht im Ranking der Belastungen. Für exportorientiere Betriebe sorgt insbesondere die schwache Nachfrage aus China für ein schwächeres Auslandsgeschäft.

Verglichen mit den Tiefpunkten während der Coronapandemie fällt der Konjunkturklima-Index noch vergleichsweise positiv aus. „Wir befinden uns in einer Stagflation mit rezessiver Tendenz“, diagnostiziert der IHK-Chefvolkswirt Udo Raab. „Die Stimmung ist schlechter als die Lage“, führt er weiter aus. Auch der Trend bei der Gewerbesteuer, die in die leeren Säckel der Kommunen fließt, gebe keinen Anlass für Alarmstimmung.

Die Unsicherheit in der Wirtschaft kommt nicht von ungefähr. Nach langen Jahren des Aufschwungs befeuert von der Nullzinsstrategie der EZB sorgte Corona für einen schweren Einschnitt. Lockdown, neue Geschäftsmodelle und Home-Office in der Breite sorgten für viele Herausforderungen. Hinzukamen dann Störungen bei einseitig ausgerichteten Lieferketten, Preissprünge bei Vormaterialien oder auch die Invasion der Russen in der Ukraine. Der rasante Preisanstieg bei den EZB-Zinsen löste große Verunsicherung aus. Exemplarisch ist hier nur das Projekt- und Bauträgergeschäft zu nennen.

Auch die IHK nennt insbesondere das Baugewerbe, dass unter den gestiegenen Zinsen und Kosten leidet. Die Branche kämpft mit erheblichen Auftragseinbrüchen. Auch der Handel kämpfe mit den gestiegenen Preisen und Zinsen und der damit einhergehenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Die Industrie müsse höhere Preise für Energie, Rohstoffe und Vorleistungen sowie Arbeits- und Kapitalkosten verkraften.

IHK-Präsident Armin Zitzmann konstatiert: „Den Unternehmen fehlen Wachstumsperspektiven und frische Impulse für Investitionen und Beschäftigung.“ Neue Investitionsvorhaben werden kaum in Angriff genommen und auch bei neuen Mitarbeitern halten sich die Betriebe zurück.

Ähnlich fällt der Tenor der bayerischen IHKs aus. „Die bayerische Wirtschaft ist auf Talfahrt und die Talstation ist weiterhin nicht sichtbar“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des BIHK. „Die Unternehmen kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig.“ Im Namen der Unternehmen im Freistaat vermisst er eine wirtschaftspolitische Rückendeckung in der Energiepolitik und beim Bürokratieabbau.  Auch auf Landesebene beurteilen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage noch überwiegend positiv. Und auch für Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger steht Bayerns Wirtschaft besser da als die Unternehmen in anderen Bundesländern. Der Freistaat hinkt bei Erneuerbaren Energien und Monstertrasse für günstigen Windstrom aus dem Norden hinterher. Vielleicht auch deshalb fordert er unter anderem einen günstigen Wirtschaftsstrompreis von vier Cent.

nue-news.de: Mittelfrankens Metall-Industrie bläst Trübsal, nue-news.de: IHK: mittelfränkische Wirtschaft im Frühjahr 2023 weiter stabilisiert