Im September hat der Nürnberger Technologie- und Rüstungskonzern Diehl sein neues Werk in der ostchinesischen Zehn-Millionen-Metropole Qingdao eröffnet. Die Konzernsparte Diehls Controls investierte mehr als 23 Millionen Euro in die neue Niederlassung Diehl Controls Qingdao (DCQD). DCQD ist nach DCNJ (Diehl Controls Nanjing) der zweite Produktionsstandort in China und somit ein wichtiger Meilenstein für die Wachstumsstrategie im Reich der Mitte. Diehl Controls gilt als chinesischer Marktführer für elektronische Kontroll- und Systemblenden für Frontlader-Waschmaschinen.
Einer der zentralen Kunden in China ist die Haier Gruppe, mit der Diehl Controls seit mehr als 20 Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Haier startete 1984 als Qingdao Refrigerator im chinesischen Qingdao und kooperierte in den frühen Jahren mit dem Unternehmen Liebherr-Hausgeräte aus dem oberschwäbischen Ochsenhausen. Die chinesische Haier Gruppe ist weltweit der zweitgrößte Kunde von Diehl Controls. Der Konzern im Reich der Mitte erwirtschaftete 2022 mit gut 70.000 Mitarbeitern rund 30 Milliarden Euro. Das neue Werk der Nürnberger ist nur 500 Meter von Haiers größter Fertigungsanlage für Waschmaschinen sowie der neuen Fabrik für Warmwasserbereiter entfernt.
Sobald das Werk seine volle Kapazität erreicht, fertigt DCQD rund fünf Millionen Elektroniksysteme pro Jahr. Diehl Controls produziert dort HMI-Lösungen (Human Maschine Interface) mit Technologien wie Touchscreen oder Gestensteuerung. Die HMI-Lösungen sind einerseits für die klassische Weiße Ware vorgesehen. Andererseits kommen sie auch in Heiz- und Kühlgeräten sowie Warmwasserbereitern zum Einsatz. Diehl Controls ist Full-Development-Partner der Haier Gruppe und übernimmt außer der Elektronikfertigung auch die Logistik für die Lieferung. So realisiert die Diehl-Sparte über Mehrwegverpackungen und dem so genannten Milkrun-Konzept eine nachhaltige und kosteneffiziente Logistik für insgesamt acht Haier-Werke realisiert.
Die Politik hat die Parole von China als Partner, Wettbewerber und Rivale ausgegeben. Sie fordert zwar kein De-Coupling, als eine Entkopplung von Deutschlands wichtigstem Handelspartner. Sie plädiert aber zu einem De-Risking, also einer breiteren Diversifikation von Standorten und Lieferbeziehungen. Monostrukturierte Lieferketten offenbarten ihre Schwächen schon während der Corona-Pandemie, als die chinesische Zentralregierung den weltgrößten Hafen in Shanghai mehr oder minder stilllegte. Hinzu kommt nun die Einsicht, dass China wirtschaftliche und technologische Abhängigkeiten für seine politischen Ziele nutzen will. Die USA bremsen bereits den Handel mit China deutlich runter.
Die deutschen Unternehmen zeigen sich davon unbeeindruckt. 2022 flossen mit 11,5 Milliarden Euro so viel Direktinvestitionen nach China wie nie zuvor, berichtet das IW Köln. Demnach deutet dies darauf hin, dass deutsche Firmen weiterhin an der jungen Wirtschaftsgroßmacht festhalten. In der Gesamtschau setzten sie trotz höherer geopolitischer Risiken noch nicht auf eine Diversifizierung ihrer globalen Direktinvestitionen weg von China.
Im Jahr 2022 beliefen sich die Exporte und Import von und nach China vorläufiger Zahlen zufolge auf rund 299 Milliarden Euro. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, war damit die Volksrepublik China zum siebten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner.
nue-news.de: FAU zeigt CSC-Stipendiaten aus China rote Karte, nue-news.de: Rödls Weltmarktführer-Studie sieht weniger Attraktivität in China, nue-news.de: Iris-T-Großeinkauf bei Diehl