Nicht nur zu Weihnachten plädiert der Nürnberger Wirtschaftsprofessor Harald Bolsinger für mehr Wirtschaftsethik. „Meine Aufgabe als Wirtschaftsethiker ist es, den Gewinn mit anderen Werten, die auch unser Leben bestimmen, zu verbinden. Geld darf auch ökonomisch immer nur ein Wert unter vielen bleiben.“ Das sagt der Professor der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Interview mit der Wirtschaftszeitung.
Demnach brauche das Wirtschaften Ertrag – „das ist nichts Schlechtes“. Allerdings: „Die Wirtschaftsethik betrachtet die Wirtschaft immer als Teil der Gesellschaft und nicht umgekehrt. Die Gesellschaft besteht aus viel mehr.“ Dabei denkt er unter anderem an die Klimaziele. Bolsinger warnt davor, das alleinige Gewinnstreben durch ein alleiniges Diktat der klimaziele zu ersetzen. „Nachhaltigkeit, wie sie die Weltgemeinschaft definiert hat, bedeutet viel mehr. Da geht es z.B. um begrenzte Ressourcen und Kreislaufwirtschaft, um soziale Verwerfungen oder Kulturfragen, die oft viel zu wenig beleuchtet werden.“
Den Weg zu einem ethischeren Wirtschaften ebnet für ihn die Öko-Sozialen Marktwirtschaft. Sie bildet einen Gegenpol zu den Standards der US-amerikanischen oder britischen Lehrbücher von ungebändigten Märkten „Dort sind beispielsweise Ludwig Erhard oder Alfred Müller-Armack mit ihren sozialmarktwirtschaftlichen Ideen nirgends benannt.“ Denn im Kern gehe es um die Frage, „wie wir die Würde aller Menschen bestmöglich und dauerhaft sichern“. Bolsinger forscht unter anderem auch forscht zur fehlenden digitalen Dividende für Bürger und der Grundrechtsblindheit der EZB.
die-wirtschaftszeitung.de, nue-news.de: FHSW-Publikationsreihe