Insbesondere seit Corona-Lockdown und Pandemie bekommt die Diskussion über lebendige Innenstädte neuen Schub. Bundesweit, so konstatiert der Nürnberger Konsumforscher GfK, ist beispielsweise die Besucherfrequenz in Innenstädten um über ein Viertel eingebrochen. Daran gekoppelt sind Kundenerlebnisse, die sich zunehmend vom Flanieren durch die Einkaufsstraßen zu virtuellen Shopping-Touren per Mausklick verlagern. Vor diesem Hintergrund steht das Nürnberger Projekt „Summer Street“ auch für eine „Rückeroberung der Innenstädte“ durch Verbraucher, sagt Franziska Röder von der IHK-Nürnberg.
Röder hatte gemeinsam mit dem Nürnberger Wirtschaftsreferat im letzten Sommer die Adlerstraße in der City in eine Summer Street verwandelt. Es galt Tempo zehn, ein mobiler Baum verengte die Straße und bremste den Autoverkehr baulich aus. Ab dort wurden die Parkplätze in der Sackgasse mit einem Parkhaus am Ende vorrübergehend von erweiterten Gastro-Außenbereichen, freien Sitzmöglichkeiten und hohen Blumenkästen in Beschlag genommen. Das Ziel ist für Röder klar: „Wir müssen die Menschen wieder zurück in die Stadt bekommen.“
Die Summer Street gehört zu den Projekten der Nürnberger City-Werkstatt, die die IHK und das Wirtschaftsreferat zusammen mit weiteren Akteuren wie innerstädtische Unternehmer und Gastronomen pilotiert. Bei dem Prototyp Summer Street in der Adlerstraße ging es dezidiert darum, Parkraum neu zu denken. Der bislang selbstverständliche Vorrang von Zufahrten und Parkraum für Pkws steht angesichts begrenzter Innenstadtflächen in direkter Konkurrenz zu Begrünung, Erlebnisraum und erweiterter Gastroflächen. Die Stadt erließ flankierend für die durch Corona gebeutelte Gastronomie die Sondernutzungs-Gebühren für die Außennutzung bis November.
Positives Feedback
Die Beteiligung der angrenzenden Gewerbetreibenden war positiv, beobachtete Röder. Ein Einzelhändler investierte aus eigener Tasche in eine Sitzgruppe vor seinem Laden. Andere bepflanzten die Blumenbeete in Eigenregie, übernahmen das Gießen oder entfernten Müll. Gerade für die beiden Gastronomen war die Sonderaktion ein hilfreiches Geschäft. Aber auch Anwohner nutzen den erweiterten Lebensraum, um es sich mit eigenem Kaffeegeschirr vor der Haustüre gemütlich zu machen.
Die Chancen einer Neuauflage beurteilt Mitinitiatorin Röder mittlerweile als durchaus hoch. Dieses Zwischenfazit zieht sie nach ersten Evaluierungsrunden. „Es ist ein Erfolgsprojekt und Best Practice Beispiel“, das müsse aus IHK-Sicht unbedingt weitergeführt werden.