Die Pandemie zeigt der Fürther Simba Dickie Group ihre beiden Gesichter. Einerseits sorgen Pandemie-Zeiten für einen wachsenden Spieletrend, der auch Simba Dickie hilft. Andererseits belasten verteuerte Rohstoffe bis hin zu Kartonagen und Preissprünge bei der Seefracht das Geschäft. Gestörte Lieferketten bremsten teils die Warenversorgung für das wichtige Weihnachtsgeschäft. Vor diesem Hintergrund wächst das Familienunternehmen im Geschäftsjahr 2021 um 5,5 Prozent auf 754 Millionen Euro. Traditionell wird die Ertragslage nur als „gut, solide und sehr stabil“ bezeichnet. Der verteuerte Einkauf drückt allerdings auf die Margen. „Preissprünge in dieser Größenordnung sind ein Novum“, konstatiert Firmenchef Florian Sieber. Der 36-Jährige übernahm im letzten Jahr die Führungsrolle von Vater Michael.
Michael Sieber baute das Spielzeuggeschäft zur einer internationalen Branchengröße aus. Zu den 22 Marken gehören neben Simba Toys und Dickie beispielsweise Smoby Toys, Eichhorn, Schuco, AquaPlay oder Carson. Der Kinderklassiker BIG-Bobby-Car feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Im vergangenen Jahr beteiligte sich das Familienunternehmen an dem Modellautoanbieter Spark mit einer Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent. Spark verfügt über zwei Fertigungen in China und eine in Madagaskar und soll bei der Schuco-Produktion weiterhelfen. Die Märklin-Gruppe mit Trix und Lehmann hatten die beiden Siebers aus der Insolvenz gekauft und außerhalb der Gruppe angesiedelt. Florian Sieber restrukturierte vor dem Generationswechsel das Eisenbahngeschäft und machte es wieder marktfähig.
Die Fertigung in China wird aktuell zusätzlich durch die dortige Null-Covid-Strategie erschwert. Ähnlich wie bei vielen anderen Unternehmen wollen auch die sogenannten Expats von Simba Dickie lieber raus aus dem Reich der Mitte. Die Quarantäneregeln machen das Ein- und Ausreisen praktisch unmöglich, im Land selbst könne man sich nur in einer Blase bewegen, berichtet Sieber. „Das ist belastend.“ Kurzfristig wolle man sich mit lokalen Führungskräften weiterhelfen. Langfristig schaue man sich nach anderen Fertigungsländer um. Neben eigenen Werken in Deutschland und Europa gibt es auch eine Fertigung in Thailand.
Mehr Mitarbeiter in Deutschland
Die Zahl der Mitarbeiter liegt weltweit nach zuvor 2.900 nun bei 3.000. In Deutschland steigt die Beschäftigung um über 100 auf 894 Mitarbeiter. Im mittelfränkischen Fürth und Burghaslach sind 553 Menschen beschäftigt. In dem 2021 fertiggestellten Logistikzentrum im thüringischen Sonneberg möchte Sieber jede Woche zwei neue Leute einstellen. Der Standort hat auch die Märklin-Logistik übernommen und wird in diesem Jahr bereits vergrößert.
Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet Sieber mit einem Umsatzplus von etwa 5,4 Prozent auf 795 Millionen Euro. Das Plus resultiert allerdings aus Preiserhöhungen von Simba Dickie. So sollen die Kostensprünge an den Markt weitergegeben werden. Teils werden Elektronikkomponenten per Flugzeug beschafft. „Zeit ist wichtiger als Kosten.“ Außerdem sichern fest gebuchte Logistikkontrakte den kontinuierlichen Transport. Als Risiko drohen allerdings leere Touren bei Verzögerungen.
Märklin dampft weiter
Für den Modelleisenbahnhersteller Märklin prognostiziert Sieger für das laufende Geschäftsjahr (30. April) ein kleines Plus von zuvor 128 Millionen auf über 130 Millionen Euro. Das schwache Wachstum resultiert aus einem fast ausgefallenen Geschäft mit der jungen Märklin-Linie My World. Trotz Nachfrage kam die Ware aus China erst nach Weihnachten an. Die Fertigung in Ungarn litt weiter unter Corona-Beschränkungen. Am liebsten würde er dort auf einen Schlag 100 weitere Mitarbeiter einstellen.
faz.net (Paid), handelsblatt.com (Paid), nue-news.de: Florian Sieber wird CEO