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Spezialkommando Turnaround bei Playmobil

Playmobil räumt ersten Unternehmensverlust der Firmengeschichte ein

Es ist tatsächlich eine Seltenheit, dass sich Playmobil  – wie aktuell das Vorstandsmitglied Bahri Kurter Zirndorfer Brandstätter Unternehmensstiftung – ausgiebig in der Presse äußert. Kurter hat es getan und gleich einmal im ZEIT-Interview den ersten Unternehmensverlust der Firmengeschichte eingeräumt. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2022/2023 (April bis März) sei von zuvor 653 Mil­lio­nen Euro auf 614 Mil­lio­nen Eu­ro zu­rück­ge­gan­ge­nen. Der Bundesanzeiger weist im Konzernabschluss allerdings für 2021/2023 einen konsolidierten Um­satz von 692 Millionen aus. Ob die Differenz sich aus unberücksichtigten Sparten wie etwa Lechuza ergibt, wird nicht deutlich. In der ZEIT ist zu lesen, dass gerade der Spielzeugmarkt unter Druck ist.

Das ist zwar richtig, erklärt aber nicht den Zickzackkurs bei Umsatz und Gewinn nach dem Tod von Firmengründer Horst Brandstätter 2015. Danach ging es auf und ab, der Gewinn erreichte zuletzt 2016/2017 die Bestmarke von 133 Millionen Euro bei 657 Millionen Euro. Vier Jahre später im Pandemie-Jahr erreichte der Umsatz die Marke von 720 Millionen Euro, unterm Strich blieben 79 Millionen Euro übrig.

„Spezialkommando Turnaround“

Kurter, seit Frühjahr für das Spezialkommando Turnaround bei Playmobil verantwortlich, gibt im Interview seine Marschrichtung vor: „Weg mit Denk­ver­bo­ten, mehr Krea­ti­vi­tät. Er könne sich digitale Gesellschaftsspiele und Sammlerangebote vorstellen. Das war bei den eigensinnigen Firmengründer HoB noch undenkbar. In seiner Ära war Elektronik verpönt. Als dann erstmals ein blinkendes Blaulicht auf einem Polizeiauto auf den Markt kam, war das eine außergewöhnliche Innovation in Zirndorf.

Doch bevor Playmobil angesichts einer schrumpfenden Zielgruppe zu neuen Ufern aufbricht, wird erst einmal das Erbe der Beratung McKinsey umgesetzt. Knapp 700 Stellen der 4.000 Mitarbeiter sollen wegfallen, wie im Oktober bekannt wurde. Doch statt den Stellenabbau „zügig, fair und sozial“ umzusetzen, wie das Manager Magazin die Unternehmensleitung zitiert, verschärfe sich der Konflikt weiter. Seit Jahren scheinen sich Management und Belegschaft nur noch mit gegenseitigen Vorwürfen zu überschütten. Die führen gern mal zu gerichtliche Auseinandersetzungen. In diesem Fall will der Brandstätter-Konzern eine Einigungsstelle einsetzen und stoße beim Betriebsrat auf taube Ohren. Der nächste Gerichtsprozess scheint vorprogrammiert. Oder das SWAT- Spezialkommando aus dem Sortiment räumt mal richtig auf.

Zeit (Abo), manager-magazin (Abo), nue-news.de: Playmobil´s Schlacht gegen Mitarbeiter  

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