Seit Jahren leidet die Bankenbranche an der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, weniger Kunden in Filialen und preisaggressive FinTechs. In diesem Umfeld transformiert die genossenschaftliche Sparda-Bank Nürnberg ihr Geschäftsmodell. Vorstandschef Stefan Schindler will in Zukunft „unabhängiger vom zinstragenden Geschäft“ sein. Dafür richtet er das Geldhaus auf das neue Geschäftsfeld „Wohnen und Leben“ aus. Damit knüpft Nordbayerns größte Genossenschaftsbank einerseits an seine Stärke in der privaten Immobilienfinanzierung an. Andererseits entsteht um das neue Thema eine ganz neue Angebotswelt – sprich ein „Ökosystem“.
So startete im vergangenen Jahr die Onlineanwendung PIA. Die virtuelle, sogenannte persönliche Immobilien-Assistentin hilft Privatleuten rund um die Immobilie bei Kauf, Verkauf, Bau sowie Modernisierung. Neben Kreditangeboten finden sich Dienstleister und Sachverständige. Sie bieten beispielsweise eine Immobilien-Schnellbewertung sowie professionelle Kauf- oder Modernisierungsberatung. Schindler kann sich vorstellen, der „Sparda-Community“ in Zukunft auch Bäder und Küchen zu verkaufen.
Außerdem kaufte sich Schindler 2021 in das Münchner Startup LENA. ein. Der Name steht für `Lieber eine nachhaltige Alternative´ und ist eine Info- und Shop-Plattform rund um ein nachhaltigeres Leben. Für die Zukunft kann er sich vorstellen, dass die 14 Sparda-Filialen „Flaggship-Stores für nachhaltiges Leben“ werden.
Seit letztem Jahr sieht sich die Sparda-Bank als eines der ersten klimaneutralen Unternehmen in der Branche. Dafür erstellte eine externe Nachhaltigkeitsberatung eine Ökobilanz. Demnach emittiert das Banking einen CO2-Fußabdruck von 966 Tonnen pro Jahr. Diese Schadstoffe gleicht Schindler durch entsprechende Zertifikate aus. Auch damit gibt die Sparda-Bank eine Antwort auf das Banking der Zukunft – nämlich als ein „nachhaltiger Ökosystemanbieter mit klimaneutralem Girokonto“.
Sparda-Jahr in Zahlen
Das Geschäftsjahr selbst war eines „der herausforderndsten Jahre in unserer 90-jährigen Geschichte“. Corona-Virus und Lockdown dämpften die Kundenfrequenz in den Filialen. Dass konnte die Online-Beratung nicht kompensieren. Zudem verabschiedete sich die Geno-Bank zu Jahresbeginn vom kostenlosen Girokonto. Außerdem sorgte ein BGH-Urteil für Zusatzkosten und Personalaufwand. Demnach stimmen Kunden nicht durch Schweigen höheren Gebühren zu, sondern sie müssen es aktiv tun.
Vor diesem Hintergrund sank die Zahl der Kunden, die bei der Genossenschaftsbank zugleich Mitglieder sind, um rund 7 Prozent auf 203.000. Trotzdem legte vorläufigen Zahlen zufolge die Bilanzsumme um 5 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zu. Dafür sorgte auf der Einlagenseite ein Plus an geparktem Geld auf Giro- und Tagesgeldkonten um 3 Prozent Euro auf 4,3 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite wuchs der Kreditbestand der Genossenschaft um 4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro.
Der Vertrieb von Bausparern und Lebensversicherungen sei ohne persönlichen Kontakt in den Filialen rückläufig, dafür legte das Fondsgeschäft im Schatten eines starken Börsenjahres deutlich zu. Unterm Streich verbleibt der Genossenschaft ein Jahresüberschuss von 3,9 Millionen Euro, ein Minus von 7 Prozent. „Das Ergebnis liegt im Plan, aber wir sind nicht zufrieden“, resümiert Schindler.
Die 1930 als Reichsbahn-Spar- und Darlehnskasse gegründete Genossenschaftsbank beschäftigte stabil 352 Mitarbeiter. Darunter befanden sich 41 Auszubildende und 3 duale Studenten.