Für die gesamte Versicherungsbranche war ein erneuter Milliardenverlust in der Sparte Schaden und Unfall absehbar. Dabei bleibt die Kfz-Police für die Anbieter finanziell das Sorgenkind Nummer 1. Berichten zufolge konnte 2024 keiner der 50 größten Kfz-Versicherer auch nur einen Cent in diesem Segment verdienen. Vielmehr standen jedem eingenommen Euro Kosten von etwa 1,11 Euro gegenüber. Dadurch trifft es die Nürnberger Versicherung im abgelaufenen Geschäftsjahr so hart, dass das Konzernergebnis um 120 Millionen Euro auf nunmehr Minus 77 Millionen Euro einbricht.
Der Verlust der Nürnberger in der Schaden-/Unfallsparte liegt sogar bei –157 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sind den Angaben zufolge stark gestiegenen Schadenaufwendungen. Dazu gehören gestiegene Reparatur- und Ersatzteilkosten und höhere Löhne in den Kfz-Betrieben. Zudem verhagelten Großschäden und abgewickelte Vorjahresschäden das Geschäft. Für die Sanierung verabschiedet sich die Kfz-Sparte z. B. vom gewerblichen Transportgeschäft, einem der besonders ertragsschwachen Geschäftsbereiche. Außerdem gab es in diesem Jahr zwei ordentliche Preisanhebungen bei der Kfz-Versicherung. Im Januar und im April stiegen beispielsweise die Prämien um jeweils rund 20 Prozent. Vorstandschef Harald Rosenberger ist überzeugt: „Die Herausforderungen in der Schadenversicherung gehen wir entschlossen und mit effektiven Maßnahmen an. Unser Fokus liegt auf Ertrag.“
Ganz neu ist die Baustelle nicht. Bereits 2023 hat die Nürnberger ein Strategieprogramm gestartet, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Ganz oben auf der Liste stehen Effizienzsteigerung, Sanierung der Schadenversicherung und die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. Außerdem bereitet der Versicherer im Zeichen der Burg eine neue Positionierung als Präventionsversicherer vor. Unterm Strich sollen bis nächstes Jahr 75 Millionen Euro eingespart werden. Hier habe man bereits einen Großteil erreicht. Für 2027 peilt der Konzern eine schwarze Null in der Schaden-/Unfallversicherung an.
Die anderen Geschäftsfelder, nämlich Leben, Kranken und Bankdienstleistungen lieferten 2024 positive Segmentergebnisse ab. Das Spartenergebnis Leben erhöhte sich von 46,1 auf 48,6 Millionen Euro. Das Teilergebnis Kranken steigt von 6,1 auf 6,7 Millionen Euro, Bankdienstleistungen der Fürst Fugger erhöhen sich von 11,1 auf 13,2 Millionen Euro. Die Konzernerträge aus Kapitalanlagen wuchsen deutlich um 8,7 % auf 813 Millionen Euro. Der Konzernumsatz aus den gebuchten Bruttobeiträgen, Erträgen aus Kapitalanlagen und Provisionserlösen legte um 4,3 % auf 4,5 Milliarden Euro zu. Dabei sanken über alle Sparten hinweg die Neu- und Mehrbeiträge auf 488,3 (511,4) Millionen Euro.
Auch personell gibt es einige Veränderungen. So scheidet der 55-jährige Jürgen Voß nach über zehn Jahren als Vorstandsmitglied zum Jahresende aus. Er übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz bei der Fürst Fugger Privatbank. Außerdem legen drei Aufsichtsratsmitglieder des Konzerns ihre Mandate nieder, darunter der Vorsitzende Walter Bockshecker. Als Nachfolger steht unter anderem Christian Rödl, Chef der Nürnberger Prüfungs- und Beratungskanzlei Rödl & Partner zur Wahl.