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Rödl: Wärmewende noch in den Kinderschuhen

Rödl & Partner: Wärmewende steckt noch in den Kinderschuhen

Im bundesweiten Wohnungsneubau kommen immer mehr Wärmepumpen zum Heizen zum Einsatz. Das Statistische Bundesamt beziffert den Anteil an den im letzten Jahr fertiggestellten knapp 97.000 Wohngebäuden auf knapp zwei Drittel. Sie nutzten Wärmepumpen als primäre, also überwiegend für das Heizen eingesetzte Energiequelle. Gegenüber 2022 legt der Anteil um 8 Prozentpunkte zu. Im 10-Jahresvergleich hat er sich mehr als verdoppelt. Als zweitwichtigste primäre Energiequelle setzen ein Fünftel der Neubauten im Jahr 2023 auf Erdgas eingesetzt. Für die Nürnberger Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner ist allerdings klar: „Die Wärmewende steckt noch in den Kinderschuhen.“ Das geht auf deren Konzeptpapier Wärmezielscheibe 2.0 hervor. Demnach emittiert der deutschen Wärmesektor 2021 das meiste CO2.

Die Freude über das Wärmepumpenplus 2023 lässt sich in diesem Jahr allerdings nicht fortschreiben. Zum einen ächzt der Wohnungsneubau über flaue Aufträge. Zum anderen drücken Inflation und knappe Kassen bei den Verbrauchern die Luft, eine umfassende energetische Sanierung in Angriff zu nehmen. So bricht laut Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) der Verkauf von Heizungen im 1. Quartal 2024 um 29 Prozent auf 217.500 Stück ein. Im Schatten der unseligen Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz erwischt es die Wärmepumpen am stärksten. Sie halbieren ihren Absatz für Neubau und Sanierung auf nur noch 46.000 Stück.

Das Rödl-Papier bezeichnet die Wärmewende sowohl für Endverbraucher als auch Energieversorger als eines der größten Infrastrukturvorhaben in Deutschland. Immerhin hat die Politik seit diesem Jahr im Wärmesektor einen neuen rechtlichen Rahmen geschaffen, um die notwendige Dekarbonisierung der Wärmewirtschaft anzustoßen. Dafür sorgen das Wärmeplanungsgesetz bzw. die Kommunalen Wärmeplanung, das novellierte Gebäudeenergiegesetzes und die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze. Auch die EU hat mit der „Sustainable Finance“ und den ESG-Kriterien wichtige Rahmenbedingungen verbindlich formuliert. Doch die Rödl-Experten sehen hohen Druck: „In Relation zum erforderlichen Umfang der Aufgabe bleibt vergleichsweise wenig Zeit, um die jetzt rechtlich verpflichtenden und verfassungsrechtlich bestätigten Transformations- und Dekarbonisierungspläne im Wärmesektor zu erstellen und umzusetzen.

Die Versorger und Stadtwerke stehen laut Rödl im Transformationsprozess vor vielen Herausforderungen. Allerdings sehen sie den Wärmemarkt als zu heterogen und kleinteilig, um allgemein gültige Lösungen zu finden. Die Wärmezielscheibe mit ihren über 150 Seiten identifiziert Fernwärme und dezentrale Wärmepumpen als „Gamechanger“ in der Wärmewende.

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