Die Ravensburger Gruppe beschenkt sich in diesem Jahr selbst. Das 1893 gegründete Familienunternehmen begeht 2024 den 50. Geburtstag des blauen Dreiecks. Jedenfalls rechnet Firmenspross und Vorstandschef Clemens Maier mit einen „ordentlichen Wachstum“, wie er in Nürnberg sagte. Zwar kennt auch er das flaue Umfeld für die Spielwarenbranche. Die Hoffnung liegt aber auf seinen Sammelkarten Disney Lorcana, das Ravensburger letzten Sommer herausgebracht hat. Das Spiel beginnt in einer großen Halle, in der ein Tintenfass umfällt. So fließen die Geschichten mit den Disney-Charakteren heraus.
Vor drei Jahren mitten in der Pandemie fällt die Entscheidung im Spieleverlag, einen zweistelligen Millionenbetrag in das bislang unbearbeitete Segment Sammelkarten zu investieren. Der größte Produkt-Launch in der Unternehmensgeschichte zahlte sich aus. Denn Lorcana sorgt maßgeblich dafür, dass 2023 der Umsatz gegen den Markttrend um 11,6 Prozent auf 669 Millionen Euro ansteigt. Beim Marktstart in den USA hätten Fans vor den Geschäften übernachtet, die Karten waren schnell ausverkauft, berichten Maier. Und jetzt soll es noch besser werden. Denn im letzten Jahr kamen 2 Lorcana-Sets auf den Markt, heuer stehen jedes Quartal neue Sammel-Sets an.
„Jetzt haben wir viermal im Jahr Weihnachten“, freut sich Finanzvorstand Hanspeter Mürle. Zumal sich auch die Profitabilität im vergangenen Geschäftsjahr verbessert habe. Eigentlich findet das Hauptgeschäft in der Spielwarenbranche in den letzten beiden Monaten des Jahres statt. Die Vermarktungsmaschinerie läuft nun auf vollen Touren. In diesem Jahr stehen erste Turniere an, im nächsten Jahr kommt eine Weltmeisterschaft dazu. Der Vertrieb läuft über sogenannte Friendly Local Game Store, ein Kanal den sich Ravensburger neu erschließt. Nach dem Start in Nordamerika, Frankreich, Großbritannien und Deutschland stehen nun zehn weitere Länder an. Um das Sammel- und Spielfieber weiter anzukurbeln gibt es jetzt neue Töchter in China, Japan und Mexiko. Die Lorcana-Zielgruppe beschreibt Maier ab junge Erwachsene aufwärts. Das erschließt bei einer demographisch schrumpfenden Kernzielgruppe weiteres Potenzial.
Überhaupt hat das Vorstands-Duo das schwäbische Traditionsunternehmen ordentlich umgekrempelt. Der Absatz vor dem letzten Weihnachtsfest profitierte von der eigenen Fertigung am Stammsitz und in Tschechien. So lief die Produktion noch bis 2 Wochen vor Weihnachten, damit Puzzle, Brettspiele & Co. auch Dank kurzer Lieferwege noch rechtzeitig auf dem Gabentisch landen konnte.
Außerdem sorgt die Nachhaltigkeitsstrategie etwa beim neuen GraviTrax Junior dafür, dass die Elemente der Kugelbahn aus Bio-Kunststoff bestehen. Bei den Puzzles sind die einzelnen Teile nun in einer Papiertüte. Spiele sind nicht mehr in Folie eingeschweißt, sondern nur noch mit kleinen Klebepunkten verschlossen. Auch die FSC-zertifizierten Spielekartons sind nun kleiner. Mürle beziffert die Einsparungen auf 100 Tonnen Plastik im Jahr und 200 Tonnen weniger Karton.
nue-news.de: Ravensburger spielt Szenarien durch
Beitragsbild: Ravensburger