Zum Inhalt springen

Ravensburger spielt Szenarien durch

Ravensburger spielt Szenarien durch

Der traditionsreiche Spielehersteller Ravensburger will im laufenden Jahr mit unvorhersehbaren Rahmenbedingungen wieder wachsen. Das wird für Vorstandschef Clemens Maier allerdings kein Selbstläufer: „Es geht um Flexibilität“, sagte er in Nürnberg im Schatten der Spielwarenmesse. Dafür spielt Ravensburger drei Szenarien – vom Best bis zum Lower Case – durch. Liefen die Märkte besser, könne man relativ in den eigenen Werken in Ravensburg, im tschechischen Polička und im slowakischen Banská Bystrica schnell nachproduzieren. Andererseits könnten über Arbeitszeitkonten der 2.500 Mitarbeiter eine flaue Nachfrage gepuffert werden. Intern laufe ein Sparkurs bei den Projekten sowie ein weitgehender Einstellungsstopp.

Ein großer Hoffnungsträger ist in diesem Jahr die Lizenzkooperation mit dem US-Riesen Disney. Das Medienunternehmen ging 1923, vor 100 Jahren an den Start. Zum Jubiläum gibt es ein Disney-Variante vom Spieleklassiker Labyrinth. Außerdem steigt Ravensburger ins globale Sammelkartengeschäft mit „Disney Lorcana“ ein. „Das ist ein Milliardenmarkt“, ist sich Maier sicher. Das neu entwickelte Spiel mit besonderer Spielmechanik basiert auf den beliebten Disney-Charakteren. Sie agieren sowohl im Original als auch verändert und neu gestaltet in einer magischen Spielwelt. Die weltweite Veröffentlichung findet im September 2023 statt. Läuft das neue Programm gut, stehen die Zeichen wieder auf Wachstum.

Umsatzminus nach Corona-Boom

Im vergangenen Geschäftsjahr 2022 konnte der Puzzle-Spezialist mit dem blauen Dreieck das Umsatzniveau der starken Coronajahre nicht halten. Trotz Preiserhöhungen sank das Geschäft um 6 Prozent auf 598 Millionen Euro. Als Gründen gelten die sinkende Kaufkraft und wirtschaftliche Unsicherheit. Anfang des letzten Jahres kurbelte Ravensburger sogar noch die Produktion an, um die Lager gut zu befüllen. Damit sicherte man sich gegen ausfallende Vorprodukte, einen möglichen Blackout sowie gegen die anhaltend unkalkulierbaren Teuerungen ab. „Das Jahr kann als turbulent gelten“, kommentiert Finanzvorstand Hanspeter Mürle. Rechnet man die Sonderkonjunktur für Spiele und Puzzles in Coronazeiten raus, liegt der Umsatz im Vergleich zu 2019 immerhin noch um 14 Prozent höher.

International sind Puzzles, die interaktive Kugelbahn Gravitrax sowie die Holzeisenbahn Brio die wichtigsten Umsatzbringer. Weil Kinder immer mehr Zeit in der digitalen Welt verbringen, übersetzt Ravensburger mit seinem lernpädagogischem Anspruch etwa Brio auch in die digitale Welt. Unter der Regie von Maier richtet sich die Unternehmensgruppe immer internationaler aus. In China gibt es bereits eine eigene Vertriebsgesellschaft, in Japan gibt es einen Brio-Standort. In Südkorea sorgt ein lokaler Vertriebspartner für eine Erfolgsstory mit Gravitrax. In Mexiko entsteht gerade eine eigene Vertriebsgesellschaft.

swr.de

Schlagwörter: