Für Nürnbergs Geschichte ist der Fund von acht Massengräbern eine Sensation. Dieser Pestfriedhof wahrscheinlich aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges dürfte bundesweit der größte seiner Art sein und auch europaweit ziemlich vorn mitspielen. Doch für die kommunale Baugesellschaft WBG ist es aus wirtschaftlicher Sicht ein erneuter Tiefschlag. Schon beim weiteren Ausbau des Wohnprojekts Monopol 491 steht das städtische Unternehmen auf der Kostenbremse.
An der Ecke Brückenstraße – Großweidenmühlstraße im Stadtteil St. Johannis realisiert die WBG ein neues Pflegeheim mit 100 Plätzen und 35 Sozialwohnungen für Senioren. Das Grundstück in direkter Nähe des Pegnitzgrundes hat eine Fläche von rund 5.900 Quadratmeter. Doch bei umfangreichen Erdarbeiten für den Neubau stieß man im letzten Herbst auf den Pestfriedhof, der damals weit vor der westlichen Stadtmauer lag. Seitdem steht das 55 Millionen Euro-Projekt still. Allein das beschert der WBG voraussichtlich Zusatzkosten. Eine Daumenregel geht bei solchen Verzögerungen von bis zu 10 Prozent höheren Finanzierungskosten aus.
Hinzu kommen die Kosten für die Ausgrabungen, sagt Bauherr und WBG-Chef Ralf Schekira. Denn der Eigentümer bezahlt die Spezialfirma, die bislang schon über 800 Tote mit Pinseln freigelegt hat. „Als Bauherr weiß man um die Bedeutung der Archäologie und um die Verpflichtung, solche Grabungen durchzuführen.“ Allerdings ist in den städtischen Unterlagen das Areal als „archäologischer Verdachtsfall“ gekennzeichnet. Laut Schekira kommt für die Rettung der Gebeine ein einstelliger Millionenbetrag zusätzlich auf die Rechnung. Trotzdem will er alles daransetzen, den ursprünglichen Zeitplan für das Seniorenheim einzuhalten. Geht es in diesem Frühjahr weiter, können im Sommer 2026 die ersten Bewohner einziehen.