Mit einer aufmerksamkeitsstarken Aktionswoche rückt die Lebensmittelkette Penny zusammen mit der TH Nürnberg (Ohm) und der Uni Greifswald „Wahre Kosten“ in den Fokus. Eine Woche lang sind neun ausgewählte Produkte mit einem waren Preis ausgezeichnet. Der ergibt sich aus dem Verkaufspreis plus den Kosten, die entlang der Lieferkette für die Belastung von Boden, Klima, Wasser und Gesundheit anfallen. Dieses Konzept der wahren Kosten heißt auch True Cost und spiegelt auch die Umwelt- und sozialen Folgekosten wider.
Ein Team rund um den Ohm-Betriebswirt Prof. Tobias Gaugler und Wirtschaftsingenieurin Dr. Amelie Michalke von der Uni Greifswald haben die anfallenden ökonomischen Auswirkungen in Euro umgerechnet. Die Berechnungen verteuern die Produkte teils um knapp 100 Prozent. Die beiden Wissenschaftler erhoffen sich mit Penny von der Aktion einen transparenten Diskurs von Umweltfolgen des Lebensmittelsektors. Außerdem wollen sie Daten zum Einfluss auf das Konsumverhalten und die Zahlungsbereitschaft der Kundschaft im Interesse der Umwelt.
Bislang ist Umweltverschmutzung für Hersteller und Verbraucher bei Herstellung und Lieferkette weitgehend kostenlos, obwohl jede Form von Produktion und Konsum Auswirkungen auf die Umwelt hat. Entsprechend spiegeln sich die wahren Kosten nicht oder nur teilweise in den Verkaufspreisen der Produkte, Dienstleitungen und Lebensmittel wider. Dafür tragen Staat, Verbraucher und Wirtschaft diese Kosten indirekt mit. Das sieht man etwa bei der Heizungsdebatte zur Wärmepumpe mit Blick auf die Klimaziele. Oder sie bezahlen mit der Wasserrechnung die Aufbereitung von Trinkwasser, das aufgrund von Düngemitteln belastet ist.
Das Projekt findet allerdings unter ungünstigen Rahmenbedingungen statt. Denn laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist das Geschäft mit Lebensmitteln im Einzelhandel seit 24 Monaten rückläufig. Grund hierfür sind die sowieso stark gestiegen Preise für Nahrungsmittel – schon ohne True Cost-Konzept. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 legten die Lebensmittelpreise zwar nominal um 7,6 Prozent zu. Real sank der Umsatz allerdings deutlich um 5,8 Prozent.
Penny übrigens erzielte 2022 allein in Deutschland mit rund 2.150 Filialen und über 30.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 8,8 Milliarden Euro.
handelsblatt.com, nue-news.de: Konventionelle Produkte zu billig