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Bio-Produkte zu teuer, konventionelle zu billig

Bio-Produkte zu teuer, konventionelle zu billig

Folgt man der Produktionskette von Lebensmitteln und wirft einen Blick auf mitverursachte Umweltschäden ist klar: Bio-Produkte sind zu teuer, konventionelle zu billig. Das liegt an der gängigen Praxis, Schäden an der Umwelt der Gesellschaft aufzubürden. Diese sogenannten externen Kosten fließen an der Ladenkasse nicht in den Preis für Bananen, Käse oder Hackfleisch ein. „Eigentlich müssten Bio-Produkte im Laden billiger werden, konventionelle Waren teurer“, sagt Wirtschaftsprofessor Tobias Gaugler. Er forscht und lehrt an der Technischen Hochschule Nürnberg (THN) forscht und lehrt im Studiengang „Management in der Ökobranche“.

Auf der heute zu Ende gehenden Biofach zeigt er in einem „Echte-Preise-Supermarkt“ wie der Kassenbon für Verbraucher tatsächlich ausfallen müsste. Dafür hat er mit seinem Team exemplarisch in vier Bereichen die Umweltfolgekosten wissenschaftlich mit einem Preis versehen. In der Analyse finden sich der Energieverbrauch für die Erzeugung, der CO2-Fußabdruck entlang der Wertschöpfungskette, die Stickstoffbelastung etwa durch Kunstdünger sowie die Landnutzungsänderung. Unter letzterem Punkt versteht er beispielsweise das Abholzen von Regenwäldern, um mit einer aberwitzigen Logistik günstiges Viehfutter für deutsche Massentierhaltung zu bekommen.

Gauglers Forschungsergebnisse spiegeln sich deutlich bei den Produkten seines Echte-Preise Supermarkts wider. Konventionelle angebaute Bananen müssten fast ein Viertel teurer sein als aus Bio-Anbau. Für herkömmliche Bananen kommt er auf einen Umweltschaden-Kilopreis von 0,33 Euro. Der Bio-Bananen punkten dagegen dank geringerem CO2-Fußabdruck mit einem Umwelt-Preis von 0,28 Euro. Ähnlich verhält es sich mit Fleisch und Käse.

Bio-Produkte zu teuer, konventionelle zu billig
Bio-Produkte zu teuer, konventionelle zu billig. Foto: Thomas Tjiang

Gaugler: „Das System ist Gaga.“

„Das jetzige System ist Gaga, wir lügen uns in die Tasche“, bringt er sein Fazit auf den Punkt. Auch wenn die wissenschaftliche Forschung bei den Modellrechnungen für Umweltschäden noch weiter entwickelt werden muss: Es gebe kein Erkenntnisproblem, sondern nur ein Umsetzungsproblem. Hier sind Bund und EU gefragt, um den Verursachern auch die tatsächlichen Kosten in der Lebensmittelproduktion anzulasten.

Der THN-Prof. selbst hat die letzten Jahre im Wesentlichen in seiner Freizeit geforscht. Für entsprechende Förderanträge gab es kein grünes Licht. Das entspricht grundsätzlich der Nischenexistenz von Forschungsgeldern in die Öko-Welt. Mittlerweile fördert sowohl das Bayerische Wissenschaftsministerium als auch das EU-Projekt FOODCoST die Arbeit von Gaugler. Gemeinsam mit anderen Hochschulen werden Einflüsse auf den Preis durch externe Effekten der Lebensmittelproduktion erforscht und analysiert.

Die diesjährige Biofach lockte an den 4 Messetagen knapp 36.000 Fachbesucher aus 135 Ländern nach Nürnberg.E-Paper Nürnberger Nachrichten (Paid), nue-news.de: Biofach 2023 fokussiert wahre Preise