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Mittelfranken: Energiewende „auf halber Strecke“

Energiewende „auf halber Strecke“

Das Potenzial für die mittelfränkische Dekarbonisierung ist vorhanden, wird aber nicht entsprechend ausgeschöpft. „Wir befinden uns bei der Energiewende auf halber Strecke“, konstatiert Harald Hubert, Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes vbw Bezirksgruppe Mittelfranken. 2019 lag der Strombedarf des Regierungsbezirks bei insgesamt 8,77 Terrawattstunden, das entspricht etwa 11,5 Prozent des bayerischen Energiehungers. Die Mittelfranken decken 42,8 Prozent durch Solarenergie, Biomasse und Windkraft. Das ist mehr als im Bundesschnitt, aber weniger als der bayerische Mittelwert.

Dem vbw Mittelranken geht die Energiewende zu langsam. „Wir treten seit Jahren auf der Stelle.“ Windkraft ist faktisch mit der 10H-Regel ein Tabu, der Ausbau der Netzinfrastruktur kommt – auch durch Anwohnerproteste – nicht richtig voran. Dabei müssten für die Klimaziele einerseits erneuerbare Energien fossile ersetzen. Andererseits erwartet die Wirtschaft Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit. Zusätzlich muss die Energiewende auch den steigenden Bedarf etwa durch wachsende E-Mobilität und einem erwarteten Wärmepumpenboom decken.

Theoretisch kann Mittelfranken rund 13,33 TWh pro Jahr aus Sonne und Wind erzeugen. Das entspräche 153 Prozent des in Mittelfranken benötigten Stroms. Dafür gilt es aber vor allem, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und die Gesellschaft zu mehr Kompromissen zu führen. Denn für die Energiewende steigt der Flächenbedarf und die Verspargelung durch Windräder. Gemäß einer Studie des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft  (VBEW) sind die Herausforderungen für eine Klimaneutralität 2040 enorm. Der berechnete Wochenbedarf im Freistaat sieht Freiflächen-Photovoltaik mit einer Größe von 160 Fußballfeldern, 1.000 Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und zwei Windenergieanlagen vor. „Die Transformation gibt es nicht zum Nulltarif“, unterstreicht Haupt, dafür eröffne die Dekarbonisierung neue Wachstumsfelder.

Zink-Gießerei Kaspar Lüther will Planungssicherheit

Die Gunzenhausener Zink-Gießerei Kaspar Lüther bereitet sich mit dem Thema Photovoltaik auf die betriebliche Energiewende vor. Das Familienunternehmen ist ein energieintensiver Nischenanbieter, der Kostenanteil Energie liegt bei 7 Prozent. Geschäftsführer Axel Lüther treibt so ein Invest aber nur voran, weil die vierte Generation bereits in den Startlöchern steht. Von der Politik erwartet er „Planungssicherheit über die nächste Wahl hinaus“. Er denkt dabei an flexible Sonderabschreibungen für PV-Anlagen. Für großflächige PV auf Dächern fehle es allerdings operativ sowohl an Fachpersonal als auch ganz simpel an Transport-Lkws.

Der Unternehmer will zwar auch die Interessen „schützenswerter Minderheiten schützen“. Am Ende werden allerdings manche Bürger Nachteile haben, „so brutal es klingt“. Er erinnert an das geplante Projekt des Gunzenhausener Hosters Hetzner Online, der vergeblich vor Ort Platz für seine große PV-Anlage für grünen Hosting-Strom suchte.

nordbayern.de, br.de, nue-news: vbw: Globaler Handel sichert Wohlstand