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Metallarbeitgeber blasen verstärkt Trübsal

Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden mittelfränkische Industrie

Die Lage in der mittelfränkischen Metall- und Elektro-Industrie hat sich im ersten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert: Zusätzlich sind die Erwartungen für die kommenden Monate und die Beschäftigungspläne der Unternehmen verhalten. „Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden mittlerweile die Zukunft unserer Industrie.“ Das konstatiert der Vorsitzende der Region Nürnberg-Fürth-Erlangen der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme vbm, Jens Böhlke. Der Mitgliederumfrage zufolge zeichne sich auch nirgends eine Trendumkehr ab.

Die regionalen Metaller leiden als Zulieferer auch an der schlappen Autokonjunktur. Bei der Transformation hin zu E-Autos haben sich die deutschen Autobauer verkalkuliert. Die E-Boliden können bei den Verbrauchern nicht punkten, preisgünstige Einsteigermodelle sind weitestgehend Zukunftsmusik. „Wir verlieren zunehmend Wertschöpfung im Inland,“ so Böhlke weiter. Die inländischen Investitionspläne der M+E Unternehmen sind weiter gesunken und liegen tiefer im negativen Bereich. Zwar werde noch in die eine oder andere Maschine durch eine neue ersetzt. Geld für Erweiterungen der Produktion nehmen die Arbeitgeber nicht in die Hand. An den Auslandsstandorten sind die Investitionspläne hingegen expansiv. Das entspricht auch einer differenzierten Ertragslage. Sieben Prozent der mittelfränkischen M+E-Betriebe rechnen aktuell mit Verlusten. 40 Prozent rechnen mit einer soliden Rendite von 4 Prozent oder mehr. In Summe prognostiziert Böhlke der mittelfränkischen Branche im Jahresdurchschnitt 2024 ein Umsatzminus von 2 Prozent.

Das schlägt sich auch bei den Beschäftigungsplänen nieder. Nur knapp 13 Prozent der wollen ihre Belegschaft aufbauen, über ein Drittel will Stellen streichen. „Bis Jahresende werden die Unternehmen in Mittelfranken rund 1.000 Stellen abbauen müssen.“ Insgesamt beschäftigt die M+E-Branche rund 130.000 Mitarbeiter. Aus Böhlkes Sicht müssten nun die Beschäftigten die Zeche für die schlechte Industriepolitik der letzten Jahre zahlen. „Das hätte nicht sein müssen.“ Allerdings trifft der Stellenabbau insbesondere an- und ungelernte Kräfte, die Suche nach geeigneten Fachkräften ist nach wie vor aktuell.

Die schlechte Stimmung steht auch im Zeichen der ersten Tarifverhandlung in Bayern Mitte September. Die Gewerkschaft IG Metall geht mit einer Forderung von 7 Prozent Gehaltsplus in die Gespräche. „Während die Tarifentgelte um 16 Prozent höher als 2018 liegen, liegt die Produktion zehn Prozent niedriger“, wehrt Böhlke schon mal die Forderung ab. „So werden wir die De-Industrialisierung nicht stoppen.“

Mittelfranken im Bundestrend

Die seit Jahrzehnten vertrödelte Energiewende in Politik und Wirtschaft sorgt auch bundesweit für schlechte Stimmung. Insbesondere in den traditionell starken Industrieregionen im Westen und Süden überwiegen die Sorgen über zuverlässige Energieversorgung und Standortkosten, hat der DIHK in seinem jüngsten Energiewende-Barometer festgestellt. Gerade bei Industriebetrieben mit hohen Stromkosten und mit 500 oder mehr Beschäftigten gaben aktuell jedes zweite Unternehmen eine eingeschränkte Produktion und Abwanderungspläne zu Protokoll.

nue-news.de: Schlappe Stimmung in Metall- und Elektro-Industrie in 2023