Der Einsatz von Robotik bietet auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) viele neue Möglichkeiten. Das veranschaulichte das Kooperationsforum „Robotik für KMU“ der IHK Nürnberg und dem Netzwerk „Automation Valley Nordbayern“ im Robotik-Center Altdorf von Jugard + Künstner. Immerhin gehört Nordbayern in Sachen Industrie 4.0, also der digitalen, vernetzten und „intelligenten“ Produktion, zu den führenden Regionen in Deutschland. Allerdings spielt die Betriebsgröße eine entscheidende Rolle. Denn insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen hinken bei der Entwicklung hinterher. Oftmals fällt es ihnen schwer, neben dem Tagesgeschäft das Potenzial für ihren eigenen Betrieb auszuloten.
Als Leitlinie für den Einstieg empfahl Tomasz Humiennik, bei Jugard + Künstner zuständig für Robotik und Intralogistik: „Lieber jetzt mit einer 80-prozentigen Lösung starten, als auf eine hundertprozentige Anwendung irgendwann später warten.“ Dabei denkt er beispielsweise an sogenannte Cobots, die mit Menschen zusammenarbeiten, oder an mobile Roboter, die den fahrerlosen Transport in einer Fertigungshalle übernehmen. Punktuell lassen sich auch flexible Roboterarme an der Produktionsstraße einsetzen. Sie holen sich Teile selbstständig und bestücken Maschinen. „So kann man während der Spätschicht ohne Mitarbeiter fertigen.“
Mittlerweile können Roboter auch einzelne Teile aus einem Schüttgutbehälter entnehmen und sie wunschgemäß per Sauggreifer positionieren. Automatisiert können sie Teile in eine Spritzgussmaschine einlegen oder Paletten zu kompletten Verpackungseinheiten bestücken. Im Kommen ist laut Humiennik auch das Schweißen von Kleinserien. Dafür wird dem Roboter einmalig der Arbeitsablauf im sogenannten Teach-In-Verfahren „beigebracht“. Der Roboterarm liefert– im Unterschied zur menschlichen Handarbeit – eine immer gleichbleibende Qualität ab. Selbst manche Zahnärzte setzen Roboterarme als Assistenzsysteme ein.
Einsatz in innerbetrieblicher Logistik
Zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten sieht Humiennik auch in der innerbetrieblichen Logistik (sogenannte Intralogistik): Im Einsatz sind etwa autonome Fahrzeuge, die über 1.600 Kilometer pro Jahr auf dem Betriebsgelände zurücklegen. Mit einer größeren Roboterlösung lasse sich der komplette Staplerverkehr zwischen Produktion und Lager ersetzen. Dabei sind für die digital gesteuerten Stapler nur Start- und Zielpunkte definiert, bei Hindernissen nutzen sie eine Ausweichroute. Bei anderen Lösungen bleiben fahrerlose Gabelstapler dagegen auf fest definierten Routen und stoppen bei einem Hindernis, bis sie wieder freie Fahrt haben. Selbst für Standardlösungen, die nicht speziell auf die betrieblichen Bedürfnisse angepasst werden, sieht Humiennik Einsatzmöglichkeiten im Mittelstand. Sie könnten dort ebenfalls dazu beitragen, die Produktivität zu erhöhen und die Arbeitssicherheit zu verbessern.