Für 43 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ist das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Monaten wichtiger geworden. Für knapp jedes vierte KMU nimmt die eigene Nachhaltigkeit sogar bereits einen hohen oder sehr hohen Stellenwert ein – neben Umsatz und Profitabilität. Das sind Ergebnisse einer Online-Befragung der Nürnberger Datev. Die Softwareschmiede für steuerberatende Berufe sieht sich als drittgrößte Anbieter für Business-Software in Deutschland.
Die Ergebnisse sind nicht überraschend. In Coronazeiten haben brüchige Lieferketten für explodierende Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten gesorgt. Wer mit diesen Rohstoffen sparsamer umgeht, leistet neben mehr Profitabilität auch einen nachhaltigen Beitrag. Ähnlich verhält es sich mit den Transportkosten. Selbst eine funktionierende Transportroute, wenn etwa der Hafen im chinesischen Shanghai nicht im Lockdown war, war zeitweise durch vervielfachte Containerpreise eine harte Belastungsprobe. Und schließlich zwingen insbesondere verteuerte, fossile Energien zu mehr Energieeffizienz. Da belebt die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien, auch wenn der Weg noch holprig ist. Zudem steckt der nationale und europäische CO2-Zertifikatehandel beim Preisniveau noch in den Kinderschuhen.
Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der Datev-Erhebung naheliegend. Demnach ist es den Befragten wichtig, weniger Ressourcen wie Papier und Strom zu verbrauchen (64 Prozent), erneuerbare Energien zu nutzen (53 Prozent) und ihre CO2-Emissionen zu senken (48 Prozent). Gleichzeitig wirken Anforderungen von außen als Beschleuniger. So nehmen mittlerweile 41 Prozent der KMUs gestiegene Anforderungen durch Kunden sowie Lieferanten wahr. Bei der Akquise von Aufträgen spielt die Nachhaltigkeit daher bereits für mehr als jedes dritte KMU eine wichtige Rolle. Mit Blick auf das seit Januar geltende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) wird diese Dringlichkeit voraussichtlich weiter zunehmen. KMUs fallen zwar aufgrund ihrer Belegschaftsstärke meist noch nicht unter das Gesetz. Auf Umwegen könnten sie als Zulieferer oder Partner von größeren Unternehmen in die Handlungspflicht geraten.
Laut Datev-Befragung müssen KMUs hingegen beim Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung nachschärfen. Bisher hat diese nur für 29 Prozent eine hohe bis sehr hohe Relevanz. „Auch KMUs könnten unter bestimmten Voraussetzungen bereits für das Berichtsjahr 2026 gesetzlich dazu verpflichtet sein, jährlich Informationen über ihre ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu dokumentieren und zu veröffentlichen“, erläutert Peter Krug, Vorstandsvize der Genossenschaft. Hintergrund ist die neue EU-Richtlinie zur Unternehmensnachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD).1 „KMUs können sich im ersten Schritt auch an ihre jeweilige Steuerberatung wenden. Denn einige Kanzleien bieten zusätzlich die Prüfung von Nachhaltigkeitsaktivitäten, Nachhaltigkeits-Checks und die Beratung zu steuerlichen Begünstigungen umweltbezogener Maßnahmen an.”