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IHK-Umfrage: Unternehmer finden Standort nur mittel

IHK Nürnberg „Standort-Umfrage 2024“ fällt „noch befriedigend“ aus

Nach fünf Jahren legt die IHK Nürnberg ihre „Standort-Umfrage 2024“ vor, die in Schulnoten mit einem „noch befriedigend“ ausfällt. Das ist in Summe ein etwas schlechteres Ergebnis als bei der früheren Befragung. 1.700 mittelfränkische Betriebe aller Größen haben insgesamt 52 Standortfaktoren aus folgenden sechs Themengebieten abzugeben: Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Verwaltung, Standortkosten, wirtschaftliches Umfeld und allgemeines Umfeld. Mit dem Ergebnis ist IHK-Präsident Armin Zitzmann nicht zufrieden: „Die Lage ist so kritisch wie seit der Finanzkrise nicht mehr.“

Aus Sicht der Betriebe haben sich insbesondere die Faktoren in den Themenfeldern Standortkosten und Verwaltung verschlechtert. Damit sind etwa die Personalkosten oder auch die Kosten für Grundstücke oder Immobilien gemeint. Neu in der Umfrage sind etwa die Folgekosten der Bürokratie. Sie sorgen aus dem Stand für die allerschlechteste Beurteilung. Das ist durchaus populär, auch wenn eine Unterscheidung zwischen überbordendem Verwaltungsaufwand etwas in Form von Doppelarbeiten und Transparenz im Sinne der Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sinnvoller wäre. Auch das „offene Ohr der Verwaltung“ schneidet schlechter ab. Die „Dauer von Genehmigungsverfahren“ bekommt die zweitschlechteste Schulnote. Mit der Schulnote „gut“ schneiden dagegen beispielsweise Lebensqualität, Attraktivität der Innenstädte oder Nähe zu Kunden und Absatzmärkten ab.

Laut Umfrage planen fünf von sechs mittelfränkischen Unternehmen, in den nächsten fünf Jahren ihrem derzeitigen Standort treu zu bleiben. Darunter befinden sich 20 Prozent, die ihren Standort vergrößern wollen. Für zehn Prozent ist in diesem Zeitraum eine Standortschließung geplant. Das sind doppelt so viel im Vergleich zur letzten Umfrage.

Unterm Strich spiegeln die Ergebnisse die flaue Stimmung der Wirtschaft wider. Die exportorientierten Firmen leiden etwa direkt am flauen China-Geschäft oder indirekt als Zulieferer am Abwärtstrend deutscher Autokäufe im Reich der Mitte. Dort rächt sich die verfehlte Modellpolitik deutscher Auto-Ingenieure. Der chinesischer Käuferstreik bei Limousinen geht einher mit der klaffenden Lücke bei kleineren E-Autos.

Die schlappe Standortbeurteilung spiegelt auch die Ideenlosigkeit bei eigenen Innovationen wider. In früheren Zeiten waren Investitionen in bessere Maschinen und Anlagen das Erfolgsrezept des Hochlohnlandes Deutschland. Stattdessen diagnostiziert auch das Ifo-Institut eine erneut verschlechterte Stimmung der Unternehmen am Standort Deutschland. Ifo-Chef Clemens Fuest beklagt die fehlenden Investitionen der Industrie in führende Technologie. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Denn die Verbraucher haben zwar mehr Geld in der Tasche. Sie wählen allerdings angesichts vielstimmiger Klagelieder lieber den Sparstrumpf als den Konsum.

nue-news.de: IHK-Konjunktur: Die Wirtschaft läuft, die Stimmung stottert