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IHK: Wirtschaft läuft, die Stimmung stottert

Mittelfränkische Geschäftslage gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus

Der Konjunkturklima-Index der IHK Nürnberg verbessert sich im Frühjahr. Das Stimmungsbarometer fällt etwas besser als der bayerische Index aus. Lage und Erwartungen zeigen nach oben und sind somit auch positiver, als die gerade nach unten korrigierte Prognose der Wirtschaftsweisen auf ein Miniwachstum. Die Geschäftslage gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus – trotz leicht rückläufiger Auftragslage. Immerhin scheint die leichte Flaute des Winterhalbjahres überwunden.

Erneut fällt allerdings auf, dass die Erwartungen im negativen Bereich deutlich unter der positiven Lage verharren. Das ist ein Langzeitphänomen, dass sich mindestens ein Vierteljahrhundert zurückverfolgen lässt. Lediglich bei großen Krisen, das Platzen der Dot.Com-Blase, die Weltfinanzmarktkrise oder die Corona-Pandemie, gibt es Ausnahmen, bei denen die Erwartungen über der schlechten wirtschaftlichen Lage rangieren. In Mittelfranken hat die Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen insgesamt etwas abgenommen. Unternehmen vor allem aus den energieintensiven Branchen melden in der Konjunkturumfrage allerdings Zweifel an, ob sie hierzulande wettbewerbsfähig sind. Außerdem nennen die Firmen als weitere Probleme eine schwache Nachfrage vor allem im Inland, den altbekannten Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.  

Die stotternde Stimmung wirft die Frage auf, wie es um die Unternehmerlust bestellt ist. Das scheint ein bundesweites Phänomen zu sein. Denn Deutschland war schon immer ein Hochlohnland, Energie war schon immer teuer. Und die Zeiten, bei denen auf eine freie Stelle – auch für neue Azubis – Berge an Bewerbungen kamen, sind schon lange Geschichte. Trotzdem gilt Deutschland weltweit als Land der Hidden Champions.

Gesucht; Hasso Plattners

Stellvertretend für das richtungsweisende Unternehmertum ist vielleicht Hasso Plattner zu nennen. Er hat 52 Jahre nach Gründung der Softwareschmiede SAP nun seinen Aufsichtsratsposten abgegeben. Seine Teamgründung aus dem Angestelltenverhältnis bei IBM hat letztlich zu einem Weltkonzern geführt. Als wertvollster Dax-Konzern spielt er auch global in der Liga der Top 100 mit. Der Unternehmer-Nachwuchs, der in die Fußstapfen von Schöller, Grundig, Schickedanz & Co. ist äußerst dünn gesät.

Die – derzeit – bescheidene Investitionslust, die immerhin in den IHK-Zahlen leicht nach oben zeigen, lassen sich in Summe auch als mangelndes Zutrauen in das eigene Geschäftsmodell lesen. Es könnte aber auch eine Vorsichtsmaßnahme sein, weil insbesondere die Nachfrage aus China nach Maschinen und Anlagen nicht richtig in Schwung kommt. Hinzu kommt die Transformation von Geschäftsmodellen und Produktionsprozessen, um von der Einhaltung der Klimaziele nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Daher herrscht auch Vorsicht bei der mittelfränkischen Personalplanung. Unternehmen halten sich hier nach wie vor zurück und zögern mit Neueinstellungen. Per Saldo rangieren die Beschäftigungspläne noch im negativen Bereich. Gerade in der Industrie ist seit Herbst die Bereitschaft zur Schaffung neuer Stellen besonders schwach ausgeprägt.

Blick in einzelne Branchen

Die Entwicklung in den einzelnen Branchen der mittelfränkischen Wirtschaft zeigt unterschiedliche Tendenzen. Bei den verbrauchernahen und unternehmensbezogenen Dienstleistungen ist der Konjunkturklima-Index zwar leicht gesunken, sie sind aber im Vergleich zu den anderen Branchen weiterhin recht zufrieden und zuversichtlich. Deshalb ziehen sie den gesamten Index nach oben. Industrie und Bauwirtschaft erholen sich immerhin geringfügig und der Handel sogar deutlich. Allerdings litten Bau und Handel in den letzten Jahren unter besonders starken Einbrüchen, sodass es sich bei der aktuellen Erholung auch um einen Basiseffekt handelt.

handelsblatt.com/sap-ohne-hasso-plattner, nue-news.de: IHK: Lage Anfang 2024 deutlich besser als Stimmung