Seit zwei Jahren tüftelt der Haselnuss-Bauer Martin Stiegler aus dem mittelfränkischen Cadolzburg an seiner Strom-Autarkie. Der noch amtierende „Landwirt des Jahres 2023“ will auf seinen Haselnuss-Felder mit einer Agri-PV auch Sonnenenergie ernten. „1,5 Megawatt trauen wir uns zu“, ist sich der Landwirt sicher. So könne er einen hohen Selbstversorgungsgrad in seiner Haselnuss-Verarbeitung erreichen und zugleich dem Klimawandel lokal entgegenwirken.
Doch einen Netzeinspeisepunkt für überschüssigen Strom ist nicht in Sicht. Die N-Ergie macht ihm wenig Hoffnung auf einen entsprechenden Netzausbau. Doch davon wollte sich der Junglandwirt nicht entmutigen lassen. „Aufgeben ist keine Option.“ Um bei strahlendem Sonnenschein und ungenügendem Bedarf nicht abgeregelt zu werden, dachte er an einen direkten Weiterverkauf. Der Herzogenauracher Schaeffler-Konzern hatte Interesse am Öko-Strom erzeugt praktisch vor der Haustür. Doch der Bau einer eigenen Stromleitung mit 18 Kilometern Länge „ist rechtlich nicht möglich“.
Denkbar ist auf der Haselnussfarm Franken-Genuss, wo Hühner den Großteil der Schädlingsbekämpfung übernehmen, den überschüssigen Strom vor Ort in Wasserstoff umzuwandeln. Bei einer Ideenpräsentation für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im August zeigte Schaeffler einen einsatzfähigen Elektrolyseur. Die Pilotanlage mit der Größe zweier Bierkästen könnte in der Stunde etwa 1,5 Liter Wasserstoff herstellen. Dafür wiederum signalisierte BMW Interesse. Der Autobauer hat rund 100 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb im Pilotversuch auf den Straßen. Der Wasserstofftank fasse vier Liter.
Immerhin zeigte sich Özdemir beeindruckt. „Je mehr ich erfahre, desto faszinierter bin ich.“ Solarpaneele in der Landwirtschaft, Agri-PV, seien ihm zwar durchaus bekannt. Stieglers Konzept sei aber die erste Agri-PV-Anlage, die perspektivisch Wasserstoff produziere.
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