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IHK setzt Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit

IHK Nürnberg „Standort-Umfrage 2024“ fällt „noch befriedigend“ aus

Lange Zeit blieben Unternehmer und Verbände in Deckung, wenn Fremdenfeindlichkeit bis hin zu „Remigrations-Fantasien“ die Runde machte. Das hat sich seit letztem Herbst geändert und zusätzlichen Schwung durch die Correctiv-Enthüllungen zur AfD bekommen. Nun beteiligt sich auch die IHK Nürnberg an der deutschlandweiten IHK-Kampagne „27 Prozent von uns“. „27 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Sie sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer Belegschaften“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch. Auch in Mittelfranken liegt der Anteil der Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund ebenfalls bei rund 27 Prozent. „Sie gestalten unsere Gesellschaft und unseren Wohlstand mit uns gemeinsam. Wir als IHK sprechen uns mit dieser Aktion deutlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus.“

Bundesweit tragen mehr als zwölf Millionen Menschen mit Migrationshintergrund zum Wohlstand des Landes bei. Knapp eine Million Menschen davon sind selbstständig tätig. Besonders bei Unternehmensgründungen sticht der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte hervor. „Ausgrenzung und Hass gefährden nicht nur unser Zusammenleben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sondern auch unseren Wohlstand“, so Lötzsch. Daher ruft er alle Unternehmen auf, mitzumachen und mit ihrem eigenen Logo ein deutliches und bundesweites Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit in der Wirtschaft zu setzen. Unter https://27prozentvonuns.de kann jedes Logo entsprechend bearbeitet werden.

Auch der Verband Die Familienunternehmer wirbt für Weltoffenheit und warnt vor der in Teilen rechtsextremistischen AfD. „Die hohen Zustimmungsraten zur AfD machen vielen Familienunternehmern Sorgen“, konstatiert Verbands-Chefin Marie-Christine Ostermann im Vorfeld der anstehenden Wahlen. Weiter stellt sie klar: „Die AfD inszeniert sich nicht nur als Sprachrohr einer vermeintlichen „schweigenden Mehrheit“, sondern auch als mittelstandsfreundliche Partei. „Dagegen hilft weder totschweigen noch dämonisieren, sondern einzig und allein, die AfD und ihre Aussagen inhaltlich zu stellen.“ Die Wirtschaftspolitik der AfD sei gegen die Interessen der Familienunternehmen und ihrer Beschäftigten gerichtet. Der Verband nennt unter anderem einen EU-Austritt oder die Isolation von den Weltmärkten als die schwerwiegendsten Beispiele für eine standortfeindliche Politik.

AfD: Raus aus der EU

Ein Blick in das Europawahlprogramm der AfD gibt eine Kostprobe, wie die Partei mit dem historisch über Jahrzehnte erkämpfte Friedensprojekt Europa umgehen will. So heißt es etwa: „…streben wir die Gründung einer neuen europäischen Wirtschafts­ und Interessengemeinschaft an. In diesem `Bund europäischer Nationen´ wird es so viel nationale Eigenständigkeit wie möglich und so viel Zusammenarbeit wie nötig geben.“ Das klingt schon sehr nach einem Dexit nach dem Brexit-Vorbild. In Sachen Wirtschaft und Energie plädiert die Partei für Gas per reparierter Nordstream­Pipelines aus Russland. Und obwohl Putin blutig in die Ukraine einmarschiert ist und gegen Zivilbevölkerung und Infrastruktur bombt, steht die AfD für ein Ende der Wirtschaftssanktionen. Dazu kann man im Zeit-Leitartikel „Fünfte Kolonne“ von Mariam Lau heute lesen: „Die Chuzpe, mit der sie den Ausverkauf deutscher Interessen an einen ruchlosen Imperialisten als Patriotismus verkaufen, raubt einem den Atem.“

epaper.zeit.de/fünfte Kolonne (Abo), nue-news.de/AfD im Trend – aber nicht regierungsfähig