Das Konjunkturklima in Mittelfranken hellt sich dank steigender Umsätze in allen Branchen weiter auf. Erstmals seit Beginn der Pandemie liegt der Konjunkturklimaindex der IHK Nürnberg wieder über Vorkrisenniveau. Die Unternehmen blicken größtenteils zuversichtlich in die Zukunft. Bereits im ersten Halbjahr 2021 profitierte die Industrie vom Wachstumskurs, nun geht es auch in Handel und Dienstleistung bergauf. Allerdings bremsen Materialmangel und deutlich gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe sowohl Produktion als auch Export.
„Die mittelfränkische Wirtschaft konnte sich während des Sommers gut erholen“, betont IHK-Präsident Armin Zitzmann. „Kehrseite der kräftig anziehenden Nachfrage sind Sorgen um ausreichend Fachkräfte und nun auch um Preiserhöhungen, Lieferschwierigkeiten und Produktionsausfälle.“ Solche Engpässe können dazu führen, dass Betriebe weniger exportieren, weniger investieren und die Beschäftigtenzahlen lieber stabil halten als ausbauen. Diese Hürden entwickeln sich bereits seit dem Spätsommer zum Flaschenhals für das Wachstum in Industrie und Bau.
ibw Bayern bestätigt Materialmangel
Für die Mangelsituation verfügt der Arbeitgeberverband ibw Bayern über Zahlen für die mittelfränkischen Metall- und Elektro-Industrie. Demnach leiden 94 Prozent der Betriebe aktuell an fehlenden Rohstoffen, Material und Vorprodukten, fast ein Drittel davon sogar stark. Nahezu alle Betriebe sind von verspäteten Lieferungen betroffen, bei 60 bis 70 Prozent wird zu wenig geliefert. Bei mehr als jedem fünften Betrieb weisen die Lieferungen eine unzureichende Qualität auf. Die Probleme für den aktuellen Materialmangel bestehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Produktion und bei Transportschwierigkeiten. Besonders betroffen sind hier Lieferungen aus dem Inland und China. Laut Umfrage erwarten mehr als ein Drittel der Betriebe das Ende der Mangelsituation erst in der zweiten Jahreshälfte 2022.
Handel und Dienstleistungen rechnen mit Preisanstieg
Der IHK-Konjunkturklimaindex diagnostiziert im Einzelhandel und in den verbrauchernahen Dienstleistungen in Mittelfranken angesichts wachsender Nachfrage eine positive Geschäftslage und -erwartungen. Wermutstropfen der gestiegenen Kauflaune sind die erwarteten, steigenden Verkaufspreise in den nächsten Monaten. Diese Einschätzung gerade für den Handel dürfte vergleichsweise optimistisch sein. Denn erste Meldungen warnen bereits davor, dass die Weihnachtsgeschenke aus Fernost nicht rechtzeitig in den Regalen ankommen werden.
Die IHK berichtet auch von den politischen Wünschen an eine neue Bundesregierung. Da steht an erster Stelle der Ausbau der Digitalisierung für die mittelfränkischen Betriebe. Auch das Thema Klimapolitik sollte ihrer Ansicht nach vor allem investitionssicher und wettbewerbsfähig gestaltet werden. Als größtes Sorgenkind nennt Mittelfrankens Wirtschaft den Fachkräftemangel – das ist allerdings ein alter Bekannter.