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IHK: Ausbildungsmarkt weiter im Aufwind

Mittelfränkische Betriebe „buhlen“ um Auszubildende

Der mittelfränkische Ausbildungsmarkt leidet weiter an einer demographischen Lücke. In Mittelfranken gab es rechnerisch im laufenden Ausbildungsjahr laut Zahlen der Arbeitsagenturen 69 Bewerber für 100 Ausbildungsplätze. Während die Jugendlichen nach der Schule die Qual der Wahl hatten, mussten die Betriebe um Auszubildende „buhlen“. Letztendlich konnten sie bei weitem nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Teilweise erhielten Unternehmen überhaupt keinen Bewerber, berichtet Stefan Kastner, Leiter Berufsbildung der IHK Nürnberg. Jede vierte Lehrstelle der Mitgliedsbetriebe bleib offen. „Manche Unternehmen sind sehr frustriert.“

Immerhin verbuchte die IHK zum zweiten Mal in Folge seit Corona steigende Ausbildungszahlen. „IHK-Berufe sind durchaus gefragt.“ Im abgelaufenen Jahr 2023 registrierte er 7.825 neue Ausbildungsverhältnisse. Das sind 5,5 Prozent mehr Verträge als im Vorjahr. 2019 waren es noch 8.400 Azubisverträge. Kastner hofft, diesen Wert im nächsten Jahr zu erreichen. Insgesamt befinden sich im Rahmen der zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildung zurzeit 18.089 Azubis in den mittelfränkischen Betrieben von Industrie, Handel und Dienstleistung in einem Ausbildungsverhältnis.

Die technischen Berufe verzeichneten 2023 mit 2.847 neuen Ausbildungsverträgen ein Plus von 9,2 Prozent. Hierzu gehören Berufe aus dem Bereich der Elektrotechnik und da besonders die Fachinformatiker, aber auch die Mechatroniker. Die kaufmännischen Berufe legten um knapp 4 Prozent auf 4.978 neue Ausbildungsverträge zu. Hier griff der Nachwuchs insbesondere bei den Hotel- und Gaststättenberufen zu. Das liege allerdings auch an den beiden verkürzten Ausbildungsgängen zur Fachkraft Küche und Service. Auch die Finanzberufe der Banken und Versicherungen verzeichneten deutliche Zuwächse.

Eine Ausbildung kann auch eine wichtige Weichenstellung für die Integration ausländischer Mitarbeiter sein. Die Quote aller neuen Azubis ohne deutschen Pass liegt bei 17 Prozent. Mit Blick auf geflüchtete Ukrainer bezifferte Kastner die Zahl der Azubis in allen Ausbildungsphasen auf 96.

Sprache ist Schlüsselthema

Ein Thema in der Ausbildung ist auch die sogenannte „Ausbildungsfähigkeit“. Kastner will das allerdings nicht überbewerten, es gebe auch viele gute und problemlose Schulabgänger. Allerdings beobachtet auch er: „Die Schere geht weiter auseinander.“ Als ein Problem gelten mangelnde Sprachkenntnisse. Selbst wenn man im Alltag zurechtkommt, hapert es oftmals an der berufsspezifischen Fachsprache. Das wiederum erschwert etwa auch die schriftlichen Prüfungen in der Ausbildung. Einige Betriebe haben darauf reagiert, bieten intern Sprachkurse an oder stellen den Nachwuchs für BAMF-Sprachkurse frei.

Die IHK agiert mit vielen Angeboten, um Schulabgängern den weg in eine Ausbildung zu ebnen. Bewährt habe sich unter anderem ein Elternabend zur beruflichen Bildung und die gerade durchgeführte Nachrückerbörse.

E-Paper Nürnberger Nachrichten (Abo), nue-news.de: Berufliche Ausbildung bleibt unter Druck