Zum Start des neuen Ausbildungsjahres bleibt die berufliche Ausbildung aus Firmensicht weiter unter Druck. Sie haben nach wie vor offene Lehrstellen, die sie teils auch kurzfristig besetzen. Für spätentschlossene Schulabgänger besteht also eine gute Auswahl. Das betrifft etwa die gewerblich-technischen oder kaufmännischen IHK-Berufe. Hier finden sich aktuell noch rund 1.000 offene Lehrplätze. Ähnlich ist die Lage im Handwerk. Auch hier möchten Betriebe gern noch weitere gut 1.000 Azubis einstellen.
So vermeldet beispielsweise der Fürther Spielwarenhersteller Bruder den Start von neun angehende Fachkräften. Insgesamt zehn Lehrstellen hatte das Familienunternehmen im Angebot. Laut Unternehmensangaben ließen sich anders als früher viele Schulabgänger Zeit mit der Entscheidung für eine Ausbildung. Vor allem die gewerblichen Stellen fanden erst sehr spät die passenden Kandidaten. Dagegen waren die kaufmännischen Stellen bereits früh vergeben. So begannen nun drei Industriekaufleute, zwei Kunststoff- und Kautschuktechnologen (vormals Verfahrensmechaniker), drei Fachkräfte für Lagerlogistik und ein Werkzeugmechaniker ihr Berufsleben. Wie auch im vergangenen Jahr, fand sich für die Ausbildung zum Produktionstechnologen kein qualifizierter Kandidat.
Bruder hat bereits das Rennen um die Nachwuchskräfte für das kommenden Ausbildungsjahr 2024 begonnen. Interessierte Schulabgänger können sich schon jetzt für Ausbildungsstellen als Industriekaufmann, Werkzeugmechaniker, Kunststoff- und Kautschuktechnologe, Lagerlogistiker und Produktionstechnologe. Bewerben. Um Arbeitsaufgaben und Unternehmen kennenzulernen, bietet Bruder auch ganzjährig Schnupper- oder Schülerpraktika an.
Für die Azubis in den IHK-Berufen zieht Stefan Kastner, Leiter Berufsbildung bei der IHK-Nürnberg eine positive Zwischenbilanz. Im Vergleich mit dem letzten Corona-Jahr 2022 wurden bisher geschlossen 7,1 Prozent mehr Lehrverträge geschlossen. „Die Chancen, auch jetzt noch einen Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu finden, sind heuer so gut wie nie.“
Gewinner sind bislang die Ausbildungsbetriebe in Hotellerie und Gastronomie, die in Corona-Zeiten viel leiden mussten. Nach wie vor stehen die IT-Berufe weiterhin hoch im Kurs.
Die guten Ausbildungsjahre sind mittlerweile längst vorbei. Das resultiert zwangsläufig aus den sinkenden Schülerzahlen. Zudem Sehen Eltern und ihre Kinder oftmals häufiger das berufliche Glück in einem Studium. Der Rückblick auf das Ausbildungsjahr 2022 verdeutlicht diesen Trend.
Den Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge verharrte die Zahl neuer Ausbildungsverträge 2022 auf einem historisch niedrigen Niveau. Insgesamt gab es 469.900 neue Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung. Das sind zwar 0,8 Prozent mehr Verträge als 2021. Die Zahl blieb jedoch 8 Prozent hinter dem Ergebnis des Vor-Corona-Jahres 2019 zurück. 10 Jahre zuvor, 2012 registrierten die Statistiker noch 544.400 Neuverträge.