Die Zwischenbilanz für den bevorstehenden Ausbildungsstart im Handwerk fällt gemischt aus. Ende Juli hatte die Handwerkskammer für Mittelfranken (HWK) exakt 1.197 neue Lehrverträge registriert. Das war 2 mehr als im letzten Jahr, aber 102 weniger als im Jahr 2019. Die gute Nachricht für unentschlossene Schulabgänger oder Studienabbrecher: Es stehen noch über 1.000 unbesetzte Lehrstellen im mittelfränkischen Handwerk zur Auswahl. Insgesamt bieten die Betriebe rund 130 verschiedene Berufsbilder an.
Ende Juli suchte beispielsweise die Sparte Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) noch 133 Anlagenmechaniker. Im Schatten des Klimawandels gilt diese Sparte als „grüne Berufe“, die mit neuer Heiz- und Kühltechnik für die verschleppte Gebäudewende sorgen. Für die Sonnenenergie mit Photovoltaik vom Dach oder vom Acker suchen Firmen noch 83 Elektroniker. Das mittelfränkische Handwerk hält darüber hinaus auch nach 105 Kfz-Mechatronikern, 64 Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk oder 49 Maurer Ausschau.
„Für die jungen Menschen bedeutet dies, dass sie noch alle Chancen haben, den passenden Ausbildungsberuf zu finden“, unterstreicht HWK-Chef Elmar Forster. „Handwerk hat immer noch goldenen Boden. Handwerksberufe sind innovativ und nachhaltig, sie bieten sinnstiftende und abwechslungsreiche Tätigkeiten, ein persönliches Umfeld, eine krisensichere Arbeitsstelle in Heimatnähe und sehr gute Verdienst- und Karrieremöglichkeiten.“
Bewerber mit einem schwachen Abschlusszeugnis brauchen nicht zu verzweifeln. Eine Umfrage unter mittelfränkischen Handwerksbetrieben zufolge lehnen Firmen so gut wie nie Bewerber wegen ihrer Noten, einer schwachen körperlichen Konstitution oder unsicherem Verhalten ab. Stattdessen seien gewissenhafte und teamfähige Menschen gefragt.
Mittlerweile ist auch das Bild von reinen Männerberufen auf dem Bau oder in der Schreinerei längst überholt. Auch die SHK-Branche betont immer wieder, dass das Bearbeiten und Verlegen eines Kupferrohrs kein männliches Hexenwerk sind. Allerdings zeigen die Zahlen der HWK-Zwischenbilanz, dass Frauen nicht einmal ein Viertel bei den Neuverträgen ausmachen.
Auf Landkreisebene hatten Ende Juli die Stadt Erlangen und der Landkreis Roth die Nase vorn. Beide verbuchten bei den Zuwächsen an neuen Azubis ein Plus, dass auch über dem Vorcorona-Jahr liegt. Die Stadt Nürnberg liegt zwar marginal unter Vorjahr und auch unter 2019. Mit 537 neuen Azubis startet fast ein Drittel aller mittelfränkischen Handwerks-Lehrlinge hier in die Berufswelt.