Die Coronahilfe für die Gastronomie und Hotellerie läuft voraussichtlich Ende des Jahres aus. Dann endet der günstigere Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent, ab Januar steht wieder der frühere Regelsatz von 19 Prozent für Speisen auf dem Plan. Der Branchenverband DEHOGA läuft dagegen Sturm und nennt die Rückkehr zur steuerlichen Normalität eine „Mehrwertsteuererhöhung“. Hinzu kommt eine Verbandsumfrage, wonach mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland 19 Prozent auf Speisen in der Gastronomie zum Jahreswechsel ablehnen. Die Insa-Studie belege zudem die Wichtigkeit von Restaurants, Wirtshäusern und Biergärten im Wohnumfeld für die Menschen.
DEHOGA-Präsident Guido Zöllick fordert: „Steuerfairness mit einheitlich 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Essen. Deshalb müssen die 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie bleiben.“
Der DEHOGA-Chef begründet seine Forderung mit drei Verlustjahren in Folge in der Branche. Dadurch stehe das Gastgewerbe in Deutschland noch immer vor großen, teilweise existenziellen Herausforderungen. Die preisbereinigten Umsatzverluste lagen im ersten Halbjahr 2023 mit real 10,4 Prozent deutlich unter den Werten des Vorkrisenniveaus in 2019. Das Gaststättengewerbe schneidet bei diesen Vergleichswerten mit einem realen Umsatzminus von 13 Prozent (nominal +8,7%) sogar noch schlechter ab. Allein in 2020 und 2021 hat die Branche 36.000 Unternehmen verloren. In 2024 droht das Aus von 12.000 weiteren Betrieben, wenn zum Jahreswechsel die geplante Steuererhöhung von 7 auf 19 Prozent kommen würde.
Schon zuvor hatte der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA in die gleiche Kerbe geschlagen. „Die sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen müssen bleiben, um massive Betriebsschließungen, steigende Preise, sinkende Umsätze und einen Verlust an Arbeitsplätzen und Lebensqualität, gerade auch in den ländlichen Regionen Bayerns, zu verhindern“, so Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des DEHOGA Bayern.
Laut Verband haben in Mittelfranken in der Coronazeit fast 900 Gastrobetriebe ihren Laden für immer abgesperrt. Dadurch sank die Zahl der Gaststätten, Kneipen und Wirtshäuser von 5.200 auf gut 4.300. Eine Hochrechnung zufolge würde die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz weitere 310 Gastrobetriebe in das Aus treiben.
Aber die politisch Entscheidung über die dauerhafte Steuersenkung ist in Berlin noch offen. Andere Marktteilnehmer, die ebenfalls mit Corona, Energiepreisen und Personalnot kämpfen, zeigen sich skeptisch über die gewünschte Wirtschaftshilfe. Zumal auch Restaurants in der letzten Zeit ihre Preise trotz geringerer Mehrwertsteuer teils deutlich angehoben haben. Möglicherweise müsste auch mal das einzelne Geschäftsmodell auf den Prüfstand, wenn Gaststätten nicht mit der ansonsten übliche Mehrwertsteuer arbeiten können.
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