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Bauhandwerk gibt das gallische Dorf

Bauhandwerk gibt das gallische Dorf

Folgt man der Stimmungsumfrage der Handwerkskammer für Mittelfranken (HWK) für das zweite Quartal 2023, strotzen die Baubetriebe vergleichsweise vor Kraft. „Im Grunde genommen läuft es noch gut“, kommentiert der HWK-Chef Elmar Forster. Und HWK-Präsident Thomas Pirner liefert dazu die Zahlen. So sank die Zufriedenheit im mittelfränkischen Bauhandwerk von 88 Prozent auf knapp 86 Prozent. Ein gleiches oder besseres Geschäft erwarten – nur noch – 74 Prozent der Betriebe. Im Vorquartal es noch fast 80 Prozent. Im Vergleich mit dem Stimmungsbild, mit dem Branchenverbände die Politik bedrängen, liegt der Eindruck nah: Das mittelfränkische Bauhandwerk gibt das gallische Dorf.

Zum Zeitpunkt der Erhebung fehlte allerdings die Insolvenz etwa der Nürnberger Project Immobilien Gruppe. Auch die Düsseldorfer Gerch Group, die für rund eine Milliarde Euro Gesamtkosten das alte Quelleareal revitalisiert, beantragte erst später für die Projektgesellschaft ein Insolvenzverfahren.

Forster hat die schwierige Doppelrolle, die Wirtschaftskraft der Handwerksbetriebe zu loben und gleichzeitig über schwierige  Rahmen- und Standortbedingungen zu klagen. Dafür eignen sich die hohen Stromkosten, die bei energieintensiven Betrieben besonders zu Buche schlagen. So fordert er eine Energiesubvention in Form eines Industriestrompreises. Außerdem belaste der höhere CO2-Preis ab 2024. „Der Gasofenbetrieb vom Bäcker wird  einfach teurer.“

Die schleppenden Wohnungsverkäufe oder aufgeschobene Bauaufträge kommen nur langsam im Handwerk an. Noch immer hält das Auftragspolster laut Forster für 14 bis 15 Wochen. Das ist zwar ein Rückgang, aber das Niveau ist nach wie vor hoch.

Klimaziele: „Keine Wende ohne Hände.“

Auch das Ausbauhandwerk steht wie ein gallisches Dorf dar. „Keine Wende ohne Hände“, sagt Pirner. Die energetische Transformation mit Photovoltaik und Wärmepumpe braucht am Ende eine Fachmann, der das einbaut und in Betrieb nimmt. Das einzige Problem aus Pirners Sicht: „Es fehlen die Fachkräfte.“

Beide hoffen noch auf einen kleinen Schub bei den neuen Ausbildungsverträgen. Auf Arbeitgeberseite habe sich einiges getan, um für den Nachwuchs attraktiver zu werden. Das beginnt bei einer 4-Tage-Woche in manchen Betrieben. Dann folgen viele Extras, wie ein VGN-Abo, ein Dienstfahrrad oder Gutscheine. Das Engagement solcher Ausbildungsbetriebe zahle sich aus: „Wer sich früh auf den Wettbewerb um Azubis eingestellt hat, hat nun deutlich weniger Probleme“, konstatieret Forster. 

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