Die Engpässe im Seehandel mit China spitzen sich zu. Das zeigt der Kiel Trade Indicator des IfW Kiel. Aufgrund geschlossener Häfen und Terminals sowie langer Wartezeiten vor den verbliebenen Abfertigungskapazitäten liegt das Frachtvolumen im Roten Meer – der wichtigsten See-Handelsroute zwischen China und Europa – aktuell 20 Prozent niedriger als unter normalen Umständen. Ursache sind die neuerlichen Containerstaus. Chinas Exporte dürften im August sinken, für die deutschen und europäischen Importe zeichnet sich eine Seitwärtsbewegung ab. Der Handel mit den USA bleibt intakt.
„Der Seehandel kommt nicht zur Ruhe“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator. Zeigten sich in den letzten Wochen zarte Anzeichen einer Entspannung, verschärfe nun die coronabedingte Terminalschließung in Ningbo die Engpässe im Containerverkehr wieder. „Findet der Warenhandel mit China nicht schnell zurück zu normalen Abläufen, droht sich die Krise auch im Weihnachtsgeschäft mit fehlenden Produkten und höheren Preisen bemerkbar zu machen“, so Stamer weiter.
Bereits die aktuellen Auswirkungen beklagt der DIHK nach einer Blitzumfrage. Die Lieferschwierigkeiten sowie deutliche Preissteigerungen bei Vorprodukten und Rohstoffen machen derzeit nicht nur der international orientieren deutschen Industrie zu schaffen. Vielmehr treffen sie Betriebe sämtlicher Branchen und Größenklassen. Demnach sehen sich zwei Drittel der Betriebe aufgrund der höheren Einkaufspreise gezwungen, Preiserhöhungen an Kunden weiterzugeben oder planen eine Preisanhebung.
Ebenfalls fast zwei Drittel der Unternehmen sind auf der Suche nach neuen oder zusätzlichen Lieferanten für ihre Materialien. 57 Prozent wollen ihre Lagerhaltung erhöhen. Der Einsatz von alternativen oder recycelten Materialien stellt für 17 Prozent der Unternehmen eine Lösung dar. Ebenfalls 17 Prozent der Betriebe sehen sich gezwungen, Personalanpassungen wie Kurzarbeit oder Abbau von Überstunden und Urlaubstagen vorzunehmen. Etwa jedes zwölfte Unternehmen will aufgrund der Lieferschwierigkeiten Teile seiner Produktion an neue Standorte verlagern.
br.de, handelsblatt.com, nue-news: Handwerkskammer – Erholung trotz Materialmangel