Zum 75. startet am Samstag im Nürnberger Messezentrum die Erfindermesse IENA. Gut 250 Aussteller aus 30 Ländern präsentieren gut 530 Erfindungen. Darunter finden sich Ausstellerkollektive etwa aus Ägypten, Angola, dem diesjährigen Partnerland China, Irak, Libanon oder Polen. „Wir stellen die Erfinder ins Rampenlicht“, sagt Henning Könicke, Chef der Nürnberger Messegesellschaft AFAG. Die Fachmesse bietet ihnen die Möglichkeit, sich zu vernetzen, Kontakte zu potenziellen Investoren und Lizenzgebern zu knüpfen und Innovationen im persönlichen Gespräch vorzustellen.“
Darüber hinaus bietet etwa das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) eine kostenlose Erstberatung rund um Patent- und Markenrechte. Der Deutsche Erfinderverband (DEV) ist Ansprechpartner für Erfinder und bietet neben Erstinformationen auch Möglichkeiten zum Austausch. Verbandschef Herbert Boos beklagt im Vorfeld: „In Deutschland werden Erfinder nicht ernst genommen.“ Dabei hätten Siemens und Daimler auch als Tüftler begonnen. Zwar führe Erfindergeist zu Wohlstand. Aber die riesigen Erfolge der deutschen Wirtschaft etwa in Chemie- oder Automobilindustrie stammen alle aus dem letzten Jahrhundert. „Mit diesen riesigen Erfolgen sind wir träge und erfolgsbesoffen geworden.“
„Fehlende Innovationskultur“
Auch Wolfgang Müller, Leiter der Steinbeis-Transferzentrum Infothek, diagnostiziert eine fehlende Innovationskultur, die bereits in der Schule verloren geht. Dort habe man eher mit elementaren Problemen zu kämpfen. „Man kann keine guten Ideen haben, wenn die Toiletten nicht funktionieren.“ Er sieht Diversität und Bildung als Schlüssel für mehr Innovationen in Deutschland. Dafür nennt drei zentrale Handlungsfelder: Migration und Patent, Frauen und Patent sowie Schule und Patent.
So liege etwa der Anteil der in Deutschland lebenden Erfinder mit ausländischen Wurzeln bei über 12 Prozent. An Hochschulen oder gar Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft steigt dieser Anteil auf bis zu 25 Prozent. „Es ist ratsam, diese Vielfalt zu fördern.“ Bisher begrenzten Erfolg diagnostiziert Müller auch im Bereich Frauen und Patent. „Erfinderinnen tragen nur 4,4 Prozent zu den nationalen Patentanmeldungen bei.“ Auch mit Fokus auf Schule und Patent lautet sein Urteil: „Es passiert zu wenig.“ Daher sollten die Bundesländer eine Bildungspolitik gestalten, die Kreativität und Innovation fördern.
Ein kleiner Ausblick auf die IENA zeigte das Potenzial, was in tüftelnden Köpfen entstehen kann. So präsentiert ein Schülertrio eine Lösung mit eigener Elektronik und Software für Photovoltaikanlagen. Damit kann das Problem von verschatteten PV-Modulen gelöst werden. Denn die schwächste Solarzelle bestimmt den Output der gesamten PV-Anlage. Zwei Schülerinnen zeigen, wie sich aus alten Matratzen ein Kautschuk-Granulat herstellen lässt. Mit einem Bioklebstoff verbunden lassen sich daraus Dämmplatten pressen, die in Versuchern doppelt so gut isolieren wie Styropor. Ein weiteres Schülertrio hat mit additiver Fertigung aus dem 3D-Drucker ein modulares Elektroauto produziert.
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