Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) rettet den gewerblichen Teil der einstigen Nürnberger Quelle-Versandhauses, mittlerweile The Q. Der bisherige Projektentwickler, die Gerch Group, rutsche mit der zuständigen Tochter in die Insolvenz. Anfang September gab es ein Baustopp, Handwerker durften nicht mehr auf das riesige Areal. Nun führt die Fondsinvestorin BVK das Projekt weiter, um die Fertigstellung sicherzustellen. Eigentlich hatte die BVK im Rahmen eines branchentypischen Forward-Deals 2020 für den rund 60.000 Quadratmeter großen gewerblichen Teil rund 300 Millionen Euro investiert. Nun beauftragte sie die Münchner Accumulata Real Estate als neuen, verantwortlichen Developer.
BVK-Vorstand André Heimrich räumte in Nürnberg ein, dass man als Investor „sehr interessiert an einer zügigen Fertigstellung“ sei. Als voraussichtlich neues Auszugsdatum gilt nun das Frühjahr 2025. Die BVK war in der Zwickmühle. Denn einerseits ist ein Teil des Kaufpreises für den Gewerbeteil bereits geflossen. Andererseits kann die BVK mit einer Investitionsruine nichts anfangen.
Die größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands musste sich entscheiden, ob sie das Anlageobjekt weiterführt. Sie ist die Dachgesellschaft für die Altersvorsorge von 12 bayerischen Versorgungskammern. Darunter befindet sich die Altersvorsorge im Freistaat etwa für den Landtag, Ärzte und Apotheker oder die Beschäftigten der Stadt Nürnberg. Dafür hat sie rund 107 Milliarden Euro angelegt. „Wir verbinden Altersvorsorge mit Nachhaltigkeit und erzielen stetige und langfristige Renditen über Generationen“, so Heimreich weiter.
Durch das Engagement geht es nun mit dem künftigen Behördenzentrum und dem Einkaufszentrum nach gut fünf Wochen wieder weiter mit der Kernsanierung. „Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, um die Phase des Stillstands auf der Baustelle so kurz wie möglich zu halten und das Projekt so schnell wie möglich fortzuführen“, unterstreicht Heimrich. Die bisherige Arbeitsgemeinschaft für Rohbau, Fassade sowie Innenausbau ist neu beauftragt. Damit sind rund 80 Prozent der Bauleistungen nach dem insolvenzbedingten Baustopp neu vergeben. Dabei geht es um rund 160 Handwerker, die monatlich eine Bauleistung von etwa 9 Millionen Euro erbringen. Mit weiteren Gewerken und Projektbeteiligten steht man in fortgeschrittenen Verhandlungen, die Arbeiten wieder aufzunehmen.
Entsprechend erleichtert zeigt sich Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Er lobt The Q als „Juwel und Chance“ und ist zuversichtlich: „Wir bauen zu Ende.“ Mit diesem Signal „aus einer vermeintlich ausweglosen Situation“ hofft er auf weitere Investoren, die von The Q die Bauteile 2 und 3 übernehmen. Bei Rundgang durch die Baustelle sieht er The Q auch als Vorbild für den derzeit verwaisten und seit kurzem denkmalgeschütztem Standort von Galeria Kaufhof in der Innenstadt. Trotz Denkmalschutz für die Ikone des „deutschen Wirtschaftswunders“ entsteht durch die neuen Lichtschächte ein attraktiver Büro- und Gewerbestandort. „Das kann auch die Blaupause für den alten Kaufhof-Standort sein.“
sueddeutsche.de, E-Paper Nürnberger Nachrichten (Abo), https://www.nue-news.de: vorläufiges Aus für-Großbaustelle The Q