Steigende Zinsen, hohe Rohstoff- und Energiekosten sowie Inflation plus Fachkräftemangel: Das mittelfränkische Handwerk bewerte das letzte Quartal 2022 zu mehr als vier Fünfteln als gut oder befriedigend. Das geht aus dem Konjunkturbericht der Handwerkskammer für Mittelfranken (HWK) hervor. Auffällig ist die positive Stimmung im Bauhandwerk. Immerhin sank bundesweit die Zahl der Baugenehmigung von Januar bis November 2022 um fast 6 Prozent. Im Freistaat genehmigten die Behörden knapp 5 Prozent weniger Wohnungsneubauten. Das Minus findet sich deutlich bei Einfamilien- und Zweifamilienhäusern. Denn junge Familien steigen in unsicheren Zeiten schnell auf die Bremse. Bei Mehrfamilienhäusern weist die bayerische Statistik eine der Baugenehmigungen um 9 Prozent aus. Investoren bringen ihr Geld in Betongold unter.
Zwar registriert auch das Bauhauptgewerbe eine schwächere Konjunktur der zuvor satten Bautätigkeit. Trotzdem verharrt der durchschnittliche Auftragsbestand im Vergleich mit dem Vorquartal nahezu unverändert bei 14,3 Wochen. Das ist deshalb ein gutes Zeichen, weil Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe – bayernweit – für grob die Hälfte der Handwerksumsätze stehen. Der branchenübergreifende Auftragsdecke aller mittelfränkischen Handwerksbetriebe reicht noch für 10,6 Wochen.
So verwundert es auch nicht, dass der HWK-Präsident Thomas Pirner von einem „Silberstreif im vierten Quartal“ spricht, der sich auch im laufenden Quartal fortsetze. Auch wenn es in unterschiedlichen Branchen unterschiedliche Entwicklungen gebe, könne er mit breiter Brust sagen: „Wir sind ein stabiler Anker.“
Hauptgeschäftsführer Elmar Forster weist auf die Verschlechterung der Geschäftslage im Kfz-Handwerk hin. Die protokollierten „Gut-Stimmen“ sind im Quartalsvergleich von 50 Prozent auf rund 30 Prozent zurückgegangen. Aber auch hier schätzen 88 Prozent ihre Lage als gut oder befriedigend ein. Forster sieht für dieses Gewerk dunkle Wolken aufziehen. „Das Auto steht zunehmend unter Beschuss.“ Dafür sorgt – die gerade gekippte EU-Entscheidung – das Zulassungsende des Verbrennermotors im Jahr 2035 und die hohen Spritpreise.
Die Konjunktur im Lebensmittelhandwerk verbessert sich im vierten Quartal durch ein positives Weihnachtsgeschäft. Gleichwohl leiden Bäcker, Metzger & Co an den Folgen der multiplen Krisen. Immerhin heizen etwa bis zu 80 Prozent der Bäcker ihrer Öfen mit Gas. Außerdem haben sich laut Forster etwa die Preise für Sonnenblumenöl verdreifacht.