Manch ein Beobachter rechnete noch für den Januar mit Klarheit bei der Sanierung von Galeria mit ihren Karstadt- und Kaufhofstandorten. Mit dem nun eröffneten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist klar, die Hängepartie auch für die mittelfränkischen Standorte geht weiter. Derzeit ist vom Aus von 81 der 129 Standorte die Rede.
Die Rettung von Deutschlands letztem Warenhauskonzern setzt die Geschäftsführung mit dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz fort. Sachwalter des eröffneten Verfahrens ist Frank Kebekus. Das Restrukturierungskonzept sieht vor, das Sortiment stärker auf die lokalen Bedürfnisse auszurichten. Die Rede ist von zusätzlichen Services, wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services. Dieser Ansatz ist in der Modellfiliale in Kassel umgesetzt. Für alle weiter bestehenden Galeria-Filialen steht eine Modernisierung auf das Konzept an.
Geiwitz verbreitet Optimismus: „Fokussierung, Priorisierung, Effizienz und Schnelligkeit sind die klaren Leitplanken, die nun vom Management konsequent umgesetzt werden müssen.“
Die anstehenden Umbauarbeiten sind allerdings ein Nadelöhr. Denn laut Handelsblatt schlage der Umbau mit rund 1500 bis 2000 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Bei Flächen von 20.000 Quadratmetern oder mehr ist schnell ein zweistelliger Millionenbetrag erreicht – pro Haus. Weiter heißt es, dass manch ein Eigentümer bereits ohne Galeria weiterplant. Zumindest die Vermieter, die bereits bei der letzten Runde auf Mieten verzichtet haben, rechneten genau nach. Unter den Vermietern fänden sich unter anderem Shoppingcenterbetreiber wie ECE, Immobilienfonds oder Familienunternehmen. In Nürnberg ist etwa ECE der Vermieter von Karstadt im Franken-Center in Langwasser. So scheint das Filialnetz von der Investitionslust der Vermieter abzuhängen.
Außerdem droht selbst den Standorten mit Perspektive eine flächenmäßige Verkleinerung. Das Konzept sieht vor, die stationären Warenhäuser mit attraktivem Gastronomie-Angebot zum lokalen Treffpunkt in der Innenstadt zu machen. Auch hier werde kräftig verhandelt, ob Galeria oder ein Vermieter die undankbare Aufgabe der Mietersuche übernimmt.
Auch für die Mitarbeiter geht die Unsicherheit weiter. In der Region denkt man schnell an die Leidenszeit der Quelle-Mitarbeiter, die auch mit viel Verzicht das Aus nicht verhindern konnten. Noch im Januar hatten sich Management und Gesamtbetriebsrat auf einen Interessenausgleich und Sozialplan geeinigt. Demnach erhalten Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen müssen laut Handelsblatt maximal 7.500 Euro.
handelsblatt.com (Paid; Worauf sich Galeria-Beschäftigte jetzt einstellen müssen), E-Paper Nürnberger Nachrichten, Immobilien-Zeitung.de, nue-news.de: Bye Bye Karstadt an der Lorenzkirche