Insbesondere für den Nürnberger Galeria-Standort Karstadt an der Lorenzkirche wird es nun Ernst. Mitte bis Ende Januar wird das Schutzschirmverfahren in Eigenregie erstmal auslaufen. Bereits zur Monatsmitte wird von der neu formierten Geschäftsführung um CEO Miguel Müllenbach die Giftliste erwartet, welchen der 131 Standorte das Aus droht. Zunächst war von mindestens einem Drittel der Häuser die Rede. Mittlerweile gehen Befürchtungen von bis zu 90 ehemaligen Karstadt- und Kaufhof-Warenhäuser aus. Ob der Kundenmagnet an der Lorenzkirche mit eigenem U-Bahn-Anschluss, diese Streichrunde übersteht, darf bezweifelt werden. Schon beim letzten Insolvenzverfahren 2020 stand das Haus auf der Streichliste. Damals konnte das lokale Engagement die Schließung noch verhindern. Ob das nun auch bei der dritten Insolvenzrunde gelingt, ist mehr als offen. 2009 ging Arcandor, das Kunstdach des Versandriesen Quelle und das Warenhausimperiums Karstadt in die Pleite.
Lokal wird Karstadt an der Lorenzkirche – einen Steinwurf von der Galeria-Kaufhof-Schwester entfernt – als zentraler Baustein für die Nürnberger Innenstadt gehandelt. Die nachhaltige Rettung kommt aber weniger von der Belegschaft oder dem Nürnberger Rathauses. Vielmehr ist die Frage der Zukunftsfähigkeit das entscheidende Kriterium. Und natürlich, wie der schillernde, österreichische Immobilienmogul René Benko es mit seinem Engagement hält.
Einzelhandelsberater halten maximal eine Obergrenze von 50 Galeria-Häusern für überlebensfähig. Der Internethändler buero.de als vermeintlicher Retter hatte sich zunächst als Käufer etwa der Erlanger Filiale ins Spiel gebracht, dann aber zurückgezogen. Die Warenhauskrise findet im Schatten eines florierenden Online-Shoppings und gebeutelten Innenstädten statt.
faz.net: Der wahre Grund der Kaufhaus-Krise (Paid), handelsblatt.com, ePaper Nürnberger Nachrichten (Paid), nue-news.de: IHK fordert bayerisches BID