In Erlangen herrscht in Innenstadt, Rathaus und bei Beschäftigten Erleichterung. Die Filiale Galeria-Kaufhof bleibt doch über die Jahresmitte offen. Das letzte Wort hat allerdings im Schutzschirmverfahren der Gläubigerausschuss Ende des Monats. Der Vermieter der Immobilie hat Oberbürgermeister Florian Janik entsprechend informiert. „Das ist eine super Nachricht für die Beschäftigten und für den gesamten Handel in der Innenstadt.“ Denn ein attraktives Kaufhaus sei ein wesentlicher Baustein, um Menschen in die Innenstadt und damit auch in andere Geschäfte zu locken. „Es wäre nicht nachvollziehbar gewesen, wenn diese wirtschaftlich gut laufende Filiale geschlossen worden wäre“, so Janik weiter.
Stand heute haben neben Erlangen auch Bayreuth und drei weitere Standorte des angeschlagenen Warenhauskonzerns eine neue Bestandsperspektive. Damit wären 150 Jobs in Bayern gerettet. Noch am Montag kündigte Galeria an, 52 Häuser dicht zu machen. Das schaut jetzt eher wie ein taktisches Manöver aus, um Eigentümer zu Zugeständnissen etwa bei Miete und Sanierung zu drängen. Bei Karstadt in Nürnberger Frankencenter wäre nach dieser Logik die ECE-Gruppe als Betreiber und Vermieter am Zug. Weitere Leerstände könnten ECE dort überzeugen, der Galeria-Taktik nachzugeben.
Die gängige Rede vom „Herz der Innenstadt“ rührt aus der Zeit, als ein Warenhaus noch ein umfassendes Sortiment hatte. Heute haben sich Fachmärkte für Elektronik, Sportartikel und Ähnliches einen Großteil des Geschäfts gesichert. Gleichzeitig hat sich die bundesweite Fläche der Einzelhändler in den letzten 60 Jahren auf über 120 Millionen Quadratmeter verdoppelt. Zusätzlich wildern Online-Anbieter im Geschäft stationärer Läden.
„Man muss sich heute immer die Frage stellen, was die Menschen heute und morgen wollen“, sagt Patrick Müller-Sarmiento von Roland Berger dem Manager Magazin. Das alte Rezept von Konsumtempeln und grenzenlosem Shopping in den Innenstädten hat ausgedient. Heute und in Zukunft reichen die klassischen Nutzungen wie Einkauf und Gastronomie nicht mehr, konstatiert etwa immer wieder das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu). Deren Forscher plädieren für einer Erweiterung der vorhandenen Nutzungsvielfalt in die Innenstadt. Sie wollen beispielsweise Bildung, nichtkommerzielle Kultur- und Freizeitangebote, Gesundheitsangebote, soziale Einrichtungen oder auch Wohnen in die Cities integrieren.
Diese Transformation steht noch an. Welche Rolle hierbei die verbleibenden Galeria-Filialen einnehmen, ist momentan abseits von Zusicherungen noch offen. Bei der letzten Insolvenz vor drei Jahren entledigte sich der Warenhauskonzern von zwei Milliarden Euro Schulden, 4.000 Mitarbeitern und am Ende rund 40 der damals noch 172 Standorte. Karstadt an der Lorenzkirche kam mit dem Schrecken und diversen Zusagen noch einmal von der Streichliste.
manager-magazin.de, handelsblatt.com, nue-news.de: Schnelles Aus für 3 Galeria Standorte