Einen kräftigen Umsatzzuwachs um über 10 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro vermeldet der Nürnberger Familienkonzern Diehl. Der Erholungskurs nach der Coronadelle setzt sich damit weiter fort, der Technologie- und Rüstungskonzern erzielt nahezu wieder ein Geschäft auf dem Niveau vor der Pandemie. Erwartungsgemäß verbucht der Teilkonzern Defence mit einem Wachstum von rund einem Fünftel auf 810 Millionen Euro. Man habe für die „Zeitenwende in der Sicherheit ein gutes Portfolio“, konstatiert Vorstandssprecher Klaus Richter.
So lieferten die Nürnberger im Auftrag der Bundesregierung bereits zwei IRIS-T-Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung an die Ukraine. Aus dem 100 Milliarden Euro-Wumms vom Bund erfolgte eine Bestellung von weitere sechs IRIS-T für die Bundeswehr. Man komme hier bereits an der Kapazitätsgrenze an, ergänzte Vize-Sprecher Jürgen Reimers. Hier sind Mitarbeiter händeringend gesucht und am Standort Röthenbach soll kurzfristig ein Test- und Integrationszentrum entstehen. „Der Teilkonzern wird durch die Sicherheitslage geboostert, die sich leider verändert hat.“
Die Sparte Defence peilt wie die beiden Teilkonzerne Aviation und Metall die Milliarden-Umsatzmarke an. Sie ist in diesem Trio die kleinste. Der Bereich Luftfahrtzulieferer Aviation legt um knapp einem Fünftel auf 889 Millionen Euro zu. Hier sorgt die Wiederbelebung des weltweiten Fluggeschäfts bei Kabinenausstauung und Ersatzteilgeschäft für Aufwind. Der Bereich Metall wächst leicht auf 875 Millionen Euro. Nach wie vor belasten Materialknappheit, Preissprünge bei Rohmaterial und etwa eine schwache Nachfrage nach Messingrohren für den Bau. Dafür kommt das Zulieferergeschäft für Batterien für die E-Mobilität ordentlich in Schwung.
Der Teilkonzern Controls kämpft nach einem Corona-Boom mit einer flauen Nachfrage als Zulieferer für Weiße Ware. Der leicht erhöhte Spartenumsatz von 560 Millionen Euro profitiert unter anderem von Diehls Invertern. Sie gehen beispielsweise in den Wachstumsmarkt Wärmepumpen. Diehl Metering liefert Wasser- und Energiemesstechnik und kommt mit einem Plus von über 10 Prozent auf nunmehr 361 Millionen Euro. Weltweit sind Lösungen gefragt, um mit Wasser und Energie effizienter umzugehen. Diehl bringt sich hier mit einem zusätzlichen Geschäftsfeld in Stellung. Durch die Auswertung der Zählerdaten sollen Kunden einen zusätzlichen Mehrwert bekommen.
Rückkehr in Gewinnzone
Alle Teilkonzerne arbeiten operativ positiv. Damit zahlt sich die langfristig aufgebaute Diversifizierung als Mischkonzern in unterschiedlichsten Märkten aus. Das Ergebnis drehte nach zuvor einem Minus von minus 84 Millionen Euro wieder ins Plus auf nunmehr 64 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter weltweit erhöhte sich auf 16.550. Von den 10.817 in Deutschland arbeiten 3.300 an den mittelfränkischen Standorten. Der Familienkonzern kämpft auch mit dem Fachkräftemangel, registriert seit dem Ukrainekrieg steigende Bewerberzahlen.
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