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„LiFi“ aus Mittelfranken verpasst Erfinderpreis

Mittelfränkischer LiFi-Erfinder verpasst Erfinderpreis

Am Ende war es beim Wettlauf um den Europäischen Erfinderpreis 2023 des Europäischen Patentamts (EPA) denkbar knapp. Der gebürtige Mittelfranke Dr. Harald Haas war zwar einer der drei Finalisten in der Kategorie Forschung. Doch die Jury entschied sich für ein französisches Team mit ihrer Idee, Wasserstoff sicher und effizient zu speichern. Haas hatte bereits im Vorfeld erklärt: „Es ist schon eine große Auszeichnung, für den EPA-Preis zu den Finalisten zu gehören.“ Der 55-jährige Wahl-Schotte leitet an der Universität Edinburgh das LiFi-Forschungs- und Entwicklungszentrum.

LiFi steht für Light Fidelity, eine Datenübertragung bei Lichtwellen statt über das herkömmliche WiFi mit seinen elektromagnetischen Strahlen. Ein kleiner Mikrochip in einer LED-Lampe unterbricht die Lichtwellen nach einer speziellen Logik. So lassen sich die typischen Nullen und Einsen übertragen – die Grundlage für digitale Informationen. Diese Unterbrechungen passieren in der Sekunde millionenfach und sind für das Auge nicht wahrnehmbar. Die Datenaufnahme passiert wie bei einem Chip in einer digitalen Fotokamera. Für Empfang und Versenden der Daten mit einem Smartphone hat Haas einen kleinen Microchip mit einer Größe von 5 mal 10 Millimeter entwickelt. Würde der von einem großen Handyherstellern eingebaut, wäre ein riesiger Schritt in den Massenmarkt getan.

Haas studiert zunächst an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm Nachrichtentechnik. Nach mehreren Stationen forscht er in Schottland an der Datenübertragung in Lichtgeschwindigkeit. Das Potenzial ist immens. LiFi überträgt mehr als 100 Gigabit pro Sekunde und schlägt damit die heutigen Lösungen bei weitem. Die Übertragungstechnologie kann an bestehende Infrastrukturen, wie etwa Straßenlaternen oder Solarpanels, angeschlossen werden. Umgesetzt ist sie laut Haas bereits in Schulen und Krankenhäusern.

LiFi mit Pluspunkten

Mehr Geschwindigkeit, mehr Sicherheit und ohne elektromagnetische Strahlen gilt sie auch als gesünder. Haas mit seinen 45 Patenten zeigt sich in diesem Fall selbstbewusst: „Die Übertragungstechnologie LiFi ist genauso revolutionär wie einst das MP3-Format für den weltweiten Musikmarkt.“ Die Erfindung des Fraunhofer IIS zur datenkomprimierten Übertragung von Musikdateien ist längst globaler Standard.

Die Sicherheit hat beispielsweise den Ausschlag für die US Army gegeben, erster und bislang größter Kunde von Haas schottischer Firma Pure LiFi zu werden. Anders als herkömmliche Funknachrichten lassen sich LiFi-Daten schlechter belauschen. Gleiches gilt etwa für die Datenkommunikation in modernen Fabrikhallen. Eine Spionagedrohne auf dem Dach kann die LiFi-Daten so nicht abgreifen.

„Highspeed-LiFi kann für die Demokratisierung der Datenübertragung in der Welt sorgen.“ Rund um den Globus ist noch immer über ein Drittel der Bevölkerung insbesondere in Afrika von einem Internetzugang ausgeschlossen. Dabei lasse sich mit zwei Masten, einen zum Senden, einen zum Empfangen, LiFi auch in die entlegensten Orte bringen. Als Infrastruktur könnten auch Solarzellen mit LiFi-Chip dienen.

handelsblatt.com/Übertragungstechnik eines Professors (Abo), tagesschau.de/lifi-erfinderpreis