Bundesweit sind fast 30 Prozent der Steuerberater 60 Jahre oder älter. Das rückt neben der dauerhaften Frage nach ausreichend Fachkräften auch den Aspekt der Nachfolge in den Fokus. Außerdem ist offen, mit welchem Engagement die Steuerberater auf ihrer beruflichen Zielgeraden die digitale Transformation ihres Tagesgeschäfts vorantreiben. Der Nürnberger IT-Dienstleister Datev als Genossenschaft der steuerberatenden Berufe übernimmt hier die Rolle als Schrittmacher. „Wir haben uns bei der Datev einem Aufbruch digitaler Art verschrieben“, unterstreicht Vorstandschef Robert Mayr.
Einst hatte die Genossenschaft mit Lochkarten ihren Mitgliedern die Arbeit erleichtert. Nun setzen die Nürnberger mit ihren Cloud-Lösungen ein neues technologisches Zeitalter. Der Klassiker in diesem Bereich ist das Datev Unternehmen Online, mit der Mandanten Rechnungen und Belege online über die Cloud mit ihren Kanzleien austauschen. Neu ist jetzt die Datev Personalakte als Cloud-Produkt, als nächstes kommt die Datev Kanzleibox, die den digitalen Austausch von Aufgaben, Nachrichten und Dokumenten zwischen Kanzlei und Mandant erlaubt.
Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist längst kein Fremdwort mehr. So soll die KI für mehr Effizienz mit Buchungsvorschlägen von digitalen Rechnungen helfen. Die KI-Werkstatt des Softwaredienstleisters bietet etwa auch das Tool „Summarizer“. Mit diesem Prototyp lassen sich etwa Gesetzestexte mit bis zu 250.000 Zeichen – was ungefähr 100 Seiten entspricht – auf Knopfdruck zusammenfassen. Je nach eingegebenem Befehl gibt es eine leicht verständliche Inhaltsangabe oder etwa eine Management Summary. Neu ist auch der intelligente Assistent „Frag LEA“. Mithilfe von generativer KI greift Lea bei Steuerfragen auf die Wissensdatenbank LEXinform zurück. Außerdem berücksichtigt sie Umsatzsteuer-Anwendungserlasse, Anwendungserlasse zur Abgabenordnung, BMF-Schreiben und Dokumente des DATEV-Verlags. „Damit haben deren Ergebnisse eine ganz andere Qualität als die herkömmlicher generativer KI-Systeme“, ist sich Mayr sicher.
Weietres Plus im ersten Halbjahr
Die Angebote zur digitalen Transformation für die Mitglieder und deren Mandantenbetriebe treibt das Geschäft der Datev trotz trister gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Im ersten Halbjahr 2024 legte der Umsatz um 5 Prozent auf gut 740 Millionen Euro zu. Eine Jahresprognose wollte Finanzchefin Diana Windmeißer allerdings nicht abgeben. Die Zahl der Mitarbeiter legte seit Jahresbeginn um weitere 101 auf nunmehr 8.971 zu. Windmeißer bestätigte für das vergangene Jahr die testierten Zahlen. 2023 legte der Umsatz um 126 Millionen Euro oder 9,6 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zu. Mehr als die Hälfte des Umsatzes stammt mittlerweile aus dem Geschäft mit Cloud-Services.
Windmeißer warf auch einen Blick auf die Nachhaltigkeitsstrategie. Immerhin floss ein Großteil der Investitionen von 100 Millionen Euro 2023 in die Rechenzentren. Die gelten allerdings – angetrieben von wachsenden KI-Anwendungen als besonders großer Stromfresser. Die Genossenschaft misst ihren CO2-Fußabdruck mit der sogenannten CO2-Intensität. Dieses Maß gibt an, wie viel CO2 bei der Herstellung eines Produkts je Umsatzeuro verursacht wird. „Wir haben unsere CO2-Intensität im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent reduziert.“ So war 2022 jeder Umsatzeuro mit 25,21 Gramm CO2 belastet. 2023 schrumpfte der CO2-Rucksack auf 22 Gramm CO2 je Umsatzeuro.
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