Corona-Lockdown und Pflicht zum Home-Office haben die alte Diskussion um das Büro der Zukunft beschleunigt. In machen Unternehmen und Behörden wird noch über Zellen- oder Kombibüro diskutiert. Andere haben Office-Konzepte, Open-Space- oder Multi-Space-Lösungen realisiert. Diese Modelle „lösen sich mit dem `Corona-Shift´ auf“, konstatiert Rainer Schubert, Leiter Neue Arbeitswelten bei der Nürnberger Datev. „Arbeit ist kein Büroraum mehr, sondern findet an verschiedenen Orten statt“. Das rückt die Coworking-Spaces als sogenannten dritten Ort in den Fokus.
„Wir müssen vorausdenken, wie sich Arbeit entwickelt“, erklärt Schubert im Gespräch mit Colin Roth, Chef des Nürnberger Organisationsberater BlackBoxOpen. Roth hatte zur ersten digitalen HR-Expert Night unter der Überschrift `15 Minuten Arbeitsweg für Alle – Utopie oder Wirklichkeit?´ eingeladen. Dabei sind für Schubert zwei Leitlinien zu beachten. Zum einen gelte die Prämisse: „Arbeite dort, wo du am produktivsten bist.“ Bei der Datev habe Corona auf einen Schlag die hundertprozentige Anwesenheit in hundertprozentige Abwesenheit gewandelt. Zum anderen sucht Schubert nach Lösungen außerhalb der klassischen Bürowelt. „Die Arbeit verändert sich exponentiell, dafür sind Gebäude zu träge in der Anpassung.“
Zukunft des Home-Office ist mobil
Aus Analysen und eigenen Erfahrungen weiß Schubert, dass „Home-Office nicht Home-Office sondern mobiles Arbeiten“ bedeutet. Manch ein Datev-Mitarbeiter habe sein Büro in ein Wohnmobil oder ein Ferienhaus verlegt. Manches finde mit Blick auf die Arbeitsstättenverordnung auch in einer „rechtsfreien Zone“ statt. Auch manche Frage der Datenschutz-Anforderungen sind noch nicht abschließend geklärt. Schubert will jetzt untersuchen, ob Coworking-Spaces als dritter Weg in Frage kommen. So lassen sich beispielsweise Arbeitsplätze im ländlichen Raum in Wohnortnähe der Beschäftigten flexibel erschließen.
Schubert und Roth diskutieren aber auch die neuen Anforderungen an den Teamzusammenhalt. Es brauche zwischen den Teammitgliedern einen systematischen Austausch, damit etwa Präsenzmitarbeiter keinen Informationsvorsprung gegenüber Home- oder Co-Workern bekommen. Zudem führe das alleinige Arbeiten im Home-Office an die „Grenzen der Kreativität“, weiß Roth. Auch für die emotionale Einbindung neuer Mitarbeiter in die Teams sind neue Lösungen gefragt, um auch Arbeit als soziale Teilhabe zu gestalten.
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Beitragsbild: BlackBoxOpen