Zum Inhalt springen

Brochier will nach 150 Jahren Augmented Reality

Brochier will nach 150 Jahren Augmented Reality

Das Nürnberger Familienunternehmen Brochier feiert in diesem Jahr seine 150-jährige Geschichte. 1873 eröffnet Paul Brochier Senior in der Nürnberger Adlerstraße ein Geschäft für Sanitärinstallationen. Zu der Zeit beleuchten Gaslaternen die Straßen, von elektrischen Lampen gibt es noch keine Spur. Heute deckt die Brochier Gruppe ein ungleich größeres Spektrum ab. Es reicht unter anderem von der Sanitär-, Heizungs-, Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik bis zur modernen Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik. Die Referenzliste im Großraum ist lang und enthält viele bekannte Objekte und Firmennamen.

Unter der Regie von Pascal Brochier, seit vergangenem Jahr Mehrheitsgesellschafter in fünfter Generation, schlägt das Traditionsunternehmen ein neues Kapitel auf. „Wir bereiten hier die digitale Zukunft des Handwerks vor.“ Der 30-Jährige entwickelt mit einem kleinen Innovationsteam und externen Spezialisten eine Augmented Reality-Lösung (AR; erweiterte Realität) für die Branche. In nicht zu ferner Zukunft soll etwa auf der Baustelle ein Heizungsmonteur mit einer AR-Brille seinen Blick auf ein Gerät werfen. Für einen Test oder eine Reparatur bekommt er alle notwendigen Informationen eingeblendet oder kann selbstständig durch technische Anleitungen blättern.

Ein Herzstück hierbei ist die bereits als Prototyp vorliegende Smart-Box für eine hauseigene Internet of Things-Plattform. Die Box macht beispielsweise Betriebsdaten einer Heizung digital verfügbar und könnte mal durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz auch bevorstehende Betriebsstörungen vorhersagen. Wenn die letzten Tests abgeschlossen sind, will Brochier von der Smart-Box die ersten 1.000 Stück in Fernost ordern. Die digitale Lösung will er auch anderen Betrieben in der Branche zur Verfügung stellen. „In Zukunft werden wir die Hälfte unseres Geschäfts digital machen.“

Digital gegen Fachkräftemangel

Das digitale Projekt hat aber noch einen weiteren Aspekt. Handwerker sind auch in dieser Branche eine knappe Ressource. Mit diesem Ansatz könnten auch unerfahrene Fachkräfte komplizierte Aufgaben erledigen. Ein alter Fachmann könnte sich aus dem Homeoffice digital über die AR-Brille hinzuschalten, Arbeiten überwachen oder Tipps zur Lösung geben. Selbst Handwerker mit unzureichenden Deutschkenntnissen könnte mit der AR-Brille durch Fremdsprachen oder Piktogrammen geholfen werden.

Christian Waitz führt als einer von zwei Geschäftsführern die Holding. Er sieht angesichts eines explodierenden Markts für Einbau und Wartung von Wärmepumpen noch einen weiteren Grund, der für die Digitalstrategie des Familienunternehmens spricht. Es werden wohl Wärmepumpen von 30 bis 40 verschiedenen Herstellern verbaut. Diese technische Vielfalt zu beherrschen ist ohne effiziente Hilfe von einem Monteur nicht zu stemmen.

nue-news.de: Brochier Gruppe auf Wachstumskurs

Beitragsbild: Pascal Brochier bastelt mit Carla Wattendorf und Max Holtz an der digitalen Zukunft