Unter dem Dach des Berufsförderungswerks Nürnberg ist das bundesweit einmalige Pilotprojekt Blaufeuer – Beratungsstelle für Beschäftigte mit psychischer Belastung in die Hauptphase gestartet. Bis April 2025 berät ein vierköpfiges Lotsenteam ratsuchende Beschäftigte, denen ihre psychischen Probleme mit Vorgesetzten oder im Team über den Kopf wachsen. Ziel des vom Bundesarbeitsministerium geförderten Projekte ist es, Menschen frühzeitig bei gefühltem Stress und Überlastung zu helfen. Dadurch sollen spätere Diagnosen, wie Depression, Angststörungen oder psychosomatische Beschwerden, vermieden werden.
Immerhin steigt bei einer andauernden Arbeitsbelastung das Risiko um 50 Prozent, an einer psychischen Störung zu erkranken. Laut Bundesgesundheitsministerium waren psychische Erkrankungen im Vor-Coronajahr 2019 für fast die Hälfte aller vorzeitigen Rentenzugänge verantwortlich.
Blaufeuer berät, vermittelt und begleitet Arbeitnehmer aus dem Großraum Nürnberg, damit sie ihre Schwierigkeiten lösungsorientiert bewältigen können. Bei Bedarf zeigen sie unterstützende Angebote etwa von Krankenkassen oder Familienberatungen auf. Sie bereiten auch ein Konfliktgespräch mit Vorgesetzten vor, um etwa die Überstundenzahl zu reduzieren.
Positive Auftaktbilanz
Blaufeuer stößt mit seiner präventiven Beratung in eine Lücke. Seit der Anlaufphase im Jahr 2021 wurden bereits rund 260 Menschen individuell betreut. In 74 Fällen reichte bereits eine eineinhalbstündige Erstberatung, um pragmatische Lösungswege aufzuzeigen. „Manchmal sehen die Betroffenen schon den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“, berichtet die Nürnberger Lotsin und Psychologin Julia Bahr. Bislang wurden als Hauptprobleme der Betroffenen Überforderung, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, fehlender Handlungsspielraum bis hin zur Angst um den Arbeitsplatz erfasst. Mehrheitlich zogen anschließend die Teilnehmer der individuellen Beratung eine positive Bilanz. Blaufeuer habe ihnen geholfen, aus eigener Kraft besser mit ihrer Situation umgehen zu können.
Beschäftigte können direkt mit Blaufeuer Kontakt aufnehmen oder zunächst auf der Homepage einen anonymen Selbstcheck machen. Zu den Multiplikatoren des Präventionsangebot gehören in Mittelfranken eine Reihe von Unternehmen, Personalvertretungen und betriebliche Sozialdienste.
Seit Jahresbeginn befindet sich das Blaufeuer-Projekt in der Hauptphase. Am Ende soll die Hilfe zu mehr Selbstwirksamkeit auch durch eine wissenschaftliche Evaluierung belegt sein. Im Idealfall geht die Blaufeuer-Beratung dann in den Regelbetrieb über. Derzeit laufen die Verhandlungen, wie die weitere Finanzierung des Hilfsangebots ausschauen könnte.
nue-news.de: Blaufeuer – psychologische Hilfe ohne Wenn und Aber