Zum Auftakt der Nürnberger Weltleitmesse Biofach konstatiert Tina Andres vom Biobranchen-Dachverband BÖLW: „Bio ist gekommen, um zu bleiben.“ Sie sehe seit Jahresbeginn, dass sich der positive Trend sanft fortsetze. „Es gibt im Handel wieder mehr Bons, höhere Bons und neue Kunden.“ Im vergangenen Jahr erholte sich der deutsche Bio-Markt und legte um 5 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro zu. Wachstumstreiber waren erneut Supermärkte, Discounter und Drogerien. Sie stehen mit 10,8 Milliarden Euro für einen Marktanteil von mehr als zwei Drittel. Der Fachhandel mit Bio-Läden und Bio-Supermärkte hielt 2023 mit einem marginalen Plus den Umsatz praktisch konstant bei 3,2 Milliarden Euro. Andere Einkaufsstätten wie Reformhäuser, Hofläden, Online-Handel, Wochenmärkte, Bäckereien und Metzgereien erzielten mit einem Zuwachs von zwei Prozent einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro.
Wer angesichts hoher Inflationsraten sparen wollte, hätte Bio einkaufen müssen. Bei konventionellen Lebensmitteln beobachtete Andres eine Gesamtinflationsrate von neun Prozent im Jahr 2023. „Bio-Lebensmittel hatten erneut eine bremsende Wirkung. Sie waren Vergleich nur um fünf Prozent teurer.“
Allerdings sind die politischen Zielmarken von 25 Prozent Bio-Anteil bis 2030 noch in weiter Ferne. Insgesamt bewirtschaften in Deutschland exakt 36.535 Bio-Höfe 11,8 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen ökologisch. Das sind etwas weniger Bio-Bauern als im Vorjahr, aber in Summe mehr Fläche. 2023 kamen täglich über 80.400 Hektar – etwa 307 Fußballfelder – neu zur Bio-Landwirtschaft. Etwa zwei Drittel dieser Bio-Flächen erfüllten darüber hinaus die strengeren Standards der Bio-Verbände, wie Demeter, Bioland und Biokreis.
Andres erinnerte an die hohen externen Kosten, die durch konventionelle Landwirtschaft durch Verschmutzung von Trinkwasser, ausgelaugten Böden und etwa Artensterben entstehen. Laut der Beratung BCG lägen sie bei rund 90 Milliarden Euro – jährlich.
Biomarkt profitiert von höheren Preisen
Der wachsende Biomarkt habe allerdings maßgeblich von höheren Preisen profitiert, ergänzt Diana Schaack vom Agrar-Informationsdienst AMI. „Die Mengen waren weitgehend stabil.“ Sie sagt für das laufende Jahr den Supermärkten und Discountern ein weiteres Wachstum voraus. „Hier kommt der nächste Wumms.“ Die großen Vier, die immerhin gut 80 Prozent der gesamten Nachfrage bedienen, verlangen zunehmend das strengere Verbands-Bio von ihren Lieferanten. Dafür etwa muss sich ein Tomatenbauer aus dem Knoblauchsland etwa von drei Verbänden zertifizieren lassen, um in drei Kanäle liefern zu können.
Auf der viertägigen Messe, die zusammen mit der Naturkosmetikmesse Vivaness stattfindet, präsentieren sich 2.500 Aussteller aus über 90 Ländern. „Wir schaffen hier eine Plattform für die Community“, unterstreicht Petra Wolf von der NürnbergMesse. Sie sieht das Thema Außer-Haus-Verpflegung als einen großen Trend. Das betrifft Kitas, genauso wie Kliniken, Mensen oder Betriebskantinen. Derzeit etwa kämen Kliniken auf einen Bio-Anteil von fünf Prozent, in der Sparte Senioren und Pflege liege der Anteil gerade mal bei einem Prozent.