Zum Ende des Jahres 2023 waren 7.676 Betriebe Mitglied in einem der bayerischen Bio-Anbauverbände Naturland, Bioland, Biokreis oder Demeter. Den Zahlen der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) zufolge bedeutet es eine geringfügige Abnahme von etwa 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Betriebe, die nur nach dem Standard EU-Bio arbeiten, sind nicht erfasst. Trotz weniger Bio-Bauern kamen bei der Anbaufläche bayernweit knapp 10.000 Hektar ökologisch bewirtschaftete Verbands-Fläche hinzu. Damit bleibt der bayerische Bio-Wumms aus. Immerhin stehen die weiteren 10.000 Bio-Hektar für den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und auf Mineraldünger. Dadurch, so der LVÖ, werde Grundwasser geschont, das Klima geschützt und die Artenvielfalt gefördert. Doch der Nationale Strategieplan sieht eigentlich einen Zuwachs von etwa 50.000 Hektar jährlich vor. Für das bayerische Ziel 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 bräuchte es sogar gut 60.000 Hektar zusätzlich pro Jahr.
Im letzten Jahr sorgten nach Corona die Rückkehr zu mehr Außer-Haus-Verpflegung in Kantinen und Gastronomie plus die Ukraine-Krise und Inflation zu einem Nachfragerückgang. Ende Dezember 2023 meldete der Naturkostfachhandel wieder steigende Umsatzzahlen. Der Bio-Absatz im Lebensmitteleinzelhandel und in den Discountern zieht parallel weiter an. Die steigende Nachfrage profitiert von der neuen bundesweiten Bio-Kennzeichnung für die Gastronomie. Restaurants, Mensen und Kantinen können nun einfacher den Bio-Anteil ihres Wareneinsatzes auszeichnen. Transparent zeigen die Kategorien Bronze, Silber und Gold den Gästen, wieviel Bio-Ware in der Küche eingesetzt wird.
Thomas Lang, erster Vorsitzender der LVÖ Bayern, sieht in der Außer-Haus-Verpflegung einen riesigen Markt: „Diesen Hebel hat die öffentliche Beschaffung in der Hand. Es ist höchste Zeit, dass die Staatsregierung ihn umlegt und verbindliche Bio-Vorgaben macht – für einen Bio-Wumms auf den Mittagstisch.“
Grundsätzlich verursachen Bio-Lebensmittel geringe Folgekosten in der Umwelt. Verschmutzung von Wasser, Ackerboden und anderen Ressourcen sind für den Verursacher weitgehend kostenlos. Ein Forschungsprojekt der Technische Hochschule Nürnberg (Ohm), der Uni Greifswald und dem Discounter Penny führte daher das einwöchige Projekt „Wahre Preise“ durch. Das erwartbare Ergebnis: Für die meisten Kunden ist ein Preisaufschlag, der ökologische Folgekosten der Lebensmittelproduktion abdeckt, zu teuer.
Doch für den Ohm-Professor Tobias Gaugler war diese erste Studie ihrer Art wichtig. Das sogenannte True Cost Accounting ermögliche eine völlig neue Qualität der Diskussion über die Umweltfolgekosten. Allerdings „findet bei Kunden unverändert keine Differenzierung der Folgekosten zwischen Produkten statt“. Hier müsse wohl noch weiter gesellschaftsfähige Bildungsarbeit geleistet werden, um aufzuzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere.