In der mittelfränkischen Wirtschaft gibt es auch im Frühjahr kaum Hoffnungsschimmer, die auf einen Aufschwung hindeuten würden. Die Unternehmen klagen weiter über eine schwache Nachfrage aus dem Inland. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Nürnberg. Hinzu kommen Unsicherheiten im Auslandsgeschäft, die durch die unberechenbare US-Zollpolitik zusätzlich befeuert werden. Einen ganz leichten Trend nach oben zeigen die Investitionen, der Abbau von Arbeitsplätzen verlangsamt sich. Aber all dies ist von einer echten Wende noch weit entfernt. Der IHK-Konjunkturklima-Index bleibt deshalb deutlich unter der 100-Punkte-Marke, die für einen ausgeglichenen Wert Plusminus Null steht.
Damit liegen die mittelfränkischen Firmen im bundesweiten Trend. In der Sparte Industrie beklagen die Betriebe die weiterhin schlechte Auftragslage und Auslastung. Sie sehen sich angesichts hoher Arbeits-, Beschaffungs- und Energiekosten zu einem Sparkurs gezwungen. Zwar steigt der Index leicht auf knapp 92 Punkte, allerdings ist das gute Geschäftsklima der vergangenen Jahre noch außer Reichweite. Besonders unzufrieden äußern sich die Industrieunternehmen über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel zufolge liege die Industrieproduktion so niedrig wie zuletzt im Jahr 2006. In Summe haben die einst exportstarken Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt verloren.
Baugewerbe mit roter Laterne
Das Baugewerbe stellt weiterhin das Schlusslicht dar und kann sich nur geringfügig verbessern. Das bayerische Bauhauptgewerbe kann sich im ersten Quartal 2025 über ein Auftragsplus von mehr als 10 Prozent freuen. Doch das Plus ist von der Nachfrage im Tiefbau getrieben, Hochbau und Wohnungsbau dümpeln weiterhin im negativen Bereich. So monieren die mittelfränkischen Baubetriebe hohe Kosten und geringe Nachfrage. Gleichwohl setzt der Fachkräftemangel dem Wirtschaftszweig weiter zu.
Auch im Handel sind die Geschäftserwartungen weiter negativ und verharren deutlich im Minusbereich. Ebenso hat sich bei den verbrauchernahen Dienstleistungen die Geschäftslage deutlich verschlechtert. Lediglich die unternehmensnahen Dienstleistungen bleiben weiterhin Spitzenreiter im Branchenvergleich und liegen etwas abgeschwächt weiter deutlich im positiven Bereich.
Trotz des Milliardentopfs für Verteidigung, Infrastruktur, Klima & Co. rechnen die Betriebe für die kommenden Monate mit noch schlechteren Geschäften im In- und Ausland. Als Risiken für die weitere Entwicklung nennen sie die hohen Arbeitskosten, gefolgt von Fachkräftemangel sowie hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Deshalb stößt IHK-Präsident Armin Zitzmann erneut ins Horn mit seinen Forderungen an die neue Bundesregierung: „Wir brauchen Reformen und Entlastungen jetzt! Allen voran bei Steuern, Energiepreisen, Genehmigungsverfahren und Verwaltungsvorschriften.“
Viele Ökonomen sehnen Regierung skeptisch
Die Wirtschaftswende der Merz-Regierung kommt allerdings bei Ökonomen nicht gut Weg. Das Ökonomenpanel des ifo-Instituts identifiziert 26 Prozent, die die schwarz-rote Bundesregierung bei Wirtschaftsthemen für schlecht bis sehr schlecht aufgestellt sieht. Nur 29 Prozent erwarten, dass die neue Regierung die wirtschaftspolitischen Herausforderungen gut bewältigen wird. „Union und SPD sind beim Koalitionsvertrag große Kompromisse eingegangen. Das erzeugt keine Euphorie“, sagt ifo-Forscher Niklas Potrafke. So schneiden beispielsweise die Wiedereinführung der Subvention von Agrardiesel genauso schlecht oder sehr schlecht ab, wie die Ausweitung der „Mütterrente“. Auch die Senkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie und die Anhebung der Pendlerpauschale stoßen gleichermaßen überwiegend auf große Ablehnung. „Dringend notwendig wäre eine umfassende Rentenreform gewesen – allem voran eine unverzügliche Erhöhung des Renteneintrittsalters“, sagt Potrafke. „Die meisten Politiker wissen, was in der Rentenpolitik zu tun wäre, aber sie trauen sich keine mutigen Reformen zu, weil die deutsche Bevölkerung den Ernst der Lage mit dem demographischen Wandel noch nicht verinnerlicht hat.“
nue-news.de: Automotive bremst mittelfränkische Wirtschaft zum Jahresanfang 2025
