Zum Inhalt springen

Automotive bremst mittelfränkische Wirtschaft

IHK-Konjunkturklimaindex rangiert weiter unter der 100-Punkte-Marke

Auf dem heutigen EU-Gipfel für die Automobilindustrie will die Branche vor allem die drohenden Strafzahlungen für verfehlte Werte bei den Flottenemissionen abwenden. Das Ziel hat der verspätete Einstieg in die E-Mobilität und die verfehlte Modellpolitik verhagelt. Die Störfeuer in Form vermeintlicher Technologieoffenheit haben die Käuferlust in Wartehaltung versetzt. Zudem sind die Kassen der Verbraucher trotz Lohnzuwächsen leer. Der Abstieg der deutschen und europäischen Leitbranche trifft die Metropolregion Nürnberg. Hier finden bei den Kfz-Zulieferern grob 100.000 Beschäftigte bei immerhin rund 500 Unternehmen. Kombiniert mit einer schwächelnden Konjunktur inklusive stagnierendem Ausblick rangiert der Konjunkturklimaindex aus Lage und Erwartungen der IHK Nürnberg weiter unter der 100-Punkte-Marke. Er steigt angesichts fallender Erwartungen und leicht verbesserter Lage geringfügig auf 92,8 Punkte.

Die IHK-Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel lässt keine nennenswerten Verbesserungen gegenüber der Umfrage im Herbst erkennen. Auch zu Beginn des Jahres 2025 kommt die mittelfränkische Wirtschaft nicht in Fahrt: Die Auftragsbestände sind nach wie vor niedrig, es wird wenig investiert. Deshalb bleiben die Geschäftserwartungen im Keller. Preissteigerungen und unbefriedigende Standortbedingungen lähmen die Wirtschaft zusätzlich. In der Folge planen die Unternehmen für die kommenden Monate mit deutlich weniger Personal.

Besonders mies ist die Stimmung in der Industrie, zu der auch die Autozulieferer gehören. Sie klagt weiterhin über schlechte Auftragslage und nicht ausgelastete Kapazitäten. Auch der Handel kommt nicht voran, in der Bauwirtschaft und in den verbrauchernahen Dienstleistungen brechen die Beurteilungen sogar ein. Einzig die unternehmensnahen Dienstleitungen stechen positiv hervor.

Die anhaltend schlechte Stimmung und die fehlende Hoffnung auf Besserung wirken sich bereits seit Monaten negativ auf die Investitionspläne aus. Besonders in Industrie und Bauwirtschaft halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück. Dabei sind Ausrüstungsinvestitionen als Bekenntnis zum Standort durchaus wertvoll. Noch wichtiger wäre es, in die frühere Innovationskraft eines Made in Germany anzuknüpfen. Über alle Branchen hinweg planen die Betriebe mit weniger Personal. Nur die unternehmensnahen Dienstleistungen machen eine Ausnahme.

IHK-Präsident Armin Zitzmann fasst seine Hoffnungen auf verbesserte Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerb gebetsmühlenartig zusammen: „Von der neuen Bundesregierung erwarten wir deshalb endlich die notwendigen Reformen, die wir seit langem mantraartig fordern.“ Er denkt dabei an Bürokratie und Abgabenlast spürbar verringern, Planungsverfahren beschleunigen, Verwaltung digitalisieren, Energiepolitik klimafreundlich und wettbewerbsfähig gestalten.

Kleinstunternehmer sind Verlierer

Das Stimmungsbarometer der IHK lässt sich gut mit dem Mittelstandsindex der Nürnberger Datev ergänzen. Er resultiert nicht auf Umfragen und Stimmungen, sondern wertet monatlich die verfügbaren Daten aus. So fließen Umsatzsteuervoranmeldungen von mehr als einer Million mittelständischen Unternehmen in die Indexberechnung ein. Außerdem kommen Lohn- und Gehaltsabrechnungen von mehr als acht Millionen Arbeitnehmer hinzu. „Die Hoffnungen auf eine Umsatzerholung durch das Weihnachtsgeschäft wurden enttäuscht“, kommentiert Datev-Chef Robert Mayr die Daten aus dem Dezember. „Die schwierige wirtschaftliche Lage der KMU – insbesondere der Kleinstunternehmen – spitzt sich weiter zu.“

So geht der saison- und kalenderbereinigte Umsatzindex geht im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,6 Prozent zurück. Von diesem Rückgang sind alle Branchen und Bundesländer betroffen. Insbesondere bei den Dienstleistungen verschlechtert sich die Umsatzentwicklung kontinuierlich. Im Handel stagniert der Umsatz trotz des Weihnachtsgeschäfts gegenüber dem Vormonat.

Die Kleinstunternehmen sind nach wie vor am stärksten von den Umsatzrückgängen betroffen (-8 Prozent). Hier sinkt auch die Zahl der Beschäftigten (-1,5 Prozent). Dagegen steigt sie in kleinen Unternehmen um 0,7 Prozent und in mittleren Unternehmen um 1,9 Prozent im kalender- und saisonbereinigten Vorjahresvergleich. Insgesamt verbessert sich der Beschäftigungsindex deshalb leicht um 0,1 Prozent.

Im Dezember und der damit beginnenden Winterpause am Arbeitsmarkt sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung wie üblich gestiegen. Damit specken insbesondere Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 50 Millionen Euro ihre Personalkapazitäten ab.