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24.300 Menschen droht trotz Vollzeitjob Altersarmut

24.300 Menschen droht trotz Vollzeitjob Altersarmut

Die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge hat es nicht in die Top-Themen der Bundestagswahl geschafft. Dabei droht trotz lebenslanger Beschäftigung beispielsweise in Nürnberg rund 24.300 Menschen die Altersarmut. Daran ändern auch 45 Arbeitsjahre nichts. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit Blick auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung hin. Demnach verdienen 12,1 Prozent aller Beschäftigten, die in Nürnberg in Vollzeit arbeiten, weniger als 2.050 Euro brutto im Monat. Rein rechnerisch müssten sie mehr als 45 Jahre lang arbeiten, um auf eine Rente oberhalb der Grundsicherungsschwelle von aktuell 835 Euro zu kommen. 

„Altersarmut ist kein Schreckensszenario in der Zukunft, sondern für viele Menschen längst Realität“, so Regina Schleser, Geschäftsführerin der NGG-Region Nürnberg-Fürth. „Die Rente derer, die zum Beispiel jahrzehntelang in einer Bäckerei oder Gaststätten gearbeitet haben, reicht schon heute oft nicht aus.“ Sie wünscht sich von der Politik eine gestärkte gesetzliche Rente. Das Rentenniveau, also die durchschnittliche Rente nach 45 Beitragsjahren bei mittlerem Verdienst, dürfe nicht weiter absinken.

Sinkenden Rentenniveau

Seit dem Jahr 2000 sei das Rentenniveau bereits von rund 53 Prozent auf aktuell 48 Prozent abgesenkt worden. „Konkret bedeutet das, dass Geringverdiener mit einem Einkommen von weniger als 2.050 Euro brutto im Monat statt 42 nun fast 46 Jahre lang arbeiten müssen, um überhaupt noch die Grundsicherungsschwelle im Alter zu erreichen.“ Vier weitere Jahre an Bäckereitheke, in der Lebensmittelfabrik oder im Schlachthof am Band sei vielen Beschäftigten gesundheitlich nicht möglich. „Jede Anhebung des Renteneintrittsalters ist somit faktisch eine Rentenkürzung“, unterstreicht Schleser. Die nächste Bundesregierung müsse das derzeitige Rentenniveau stabilisieren und perspektivisch anheben, um einen weiteren Anstieg der Altersarmut zu verhindern.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienen in Bayern aktuell rund 48.900 von insgesamt 94.800 Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe weniger als 60 Prozent des bundesweit mittleren Monatseinkommens von 3.427 Euro. „Hier darf es niemanden überraschen, dass während der Corona-Krise so viele Köche und Hotelangestellte ihre Branche verlassen haben“, sagt Schleser. 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nimmt die Zahl der Menschen, die in der Altersgruppe ab 65 armutsgefährdet sind, weiterhin zu. Aktuell sind dies 18 Prozent. Im Jahr 2009 waren es noch 14 Prozent.

nue-news: Jeder Fünfte hat Gastgewerbe verlassen

Beitragsbild: NGG / Alireza Khalili

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