Im Zuge der Corona-Pandemie verzeichnen die Nürnberger Hotels und Gaststätten (HoGa) eine dramatische Abwanderung von Fachkräften. Innerhalb des vergangenen Jahres hat in der Stadt fast jeder fünfte Beschäftigte die Branche verlassen. Das sind immerhin rund 2.800 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte. Das berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Sie bezieht sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe in Nürnberg zum Jahreswechsel 11.755 Menschen.
Angesichts weiterer Lockdowns bis in den Mai hinein dürfte sich der Personal-Schwund weiter zugespitzt haben, befürchtet Regina Schleser, Geschäftsführerin der NGG-Region Nürnberg-Fürth. Für die Lage macht die Gewerkschafterin insbesondere die Einkommenseinbußen durch die Kurzarbeit verantwortlich: „Gastro- und Hotel-Beschäftigte arbeiten sowieso meist zu geringen Löhnen. Wenn es dann nur noch das deutlich niedrigere Kurzarbeitergeld gibt, wissen viele nicht, wie sie über die Runden kommen sollen.“
Gut ausgebildete Fachkräfte wechselten lieber in Anwalts- oder Arztpraxen zur Büroorganisation sowie in Supermärkte. Dort verdienten sie zwei Euro mehr pro Stunde verdienen als in Hotels und Gaststätten. „Schon vor Corona stand das Gastgewerbe nicht gerade für rosige Arbeitsbedingungen“, kritisiert Schleser. Dazu zählt sie unbezahlte Überstunden, einen rauen Umgangston und eine hohe Abbruchquote unter Azubis. „Die Unternehmen haben es über Jahre versäumt, die Arbeit attraktiver zu machen. Das rächt sich jetzt.“
Auch IHK sieht schwierige Personalsituation
Auch die Koordinatorin der IHK-Aktivitäten für die HoGa-Branche in Corona-Zeiten, Maike Müller-Klier, sieht die mittelfränkische Branche vor einer schwierigen Personalsituation. Wie das IHK-Magazin Wirtschaft in Mittelfranken Wirtschaft in Mittelfranken weiter schreibt, betreffe das aber die Hotel- und Gastronomiebetriebe ganz unterschiedlich. Insbesondere bei den Aushilfen im Service sei die Situation häufig. Andere Betrieb hätten Mitarbeiter trotz Corona gehalten oder sich frühzeitig auf den Restart der Branche vorbereitet.
Beitragsbild: NGG
Update 12.07.21:
Der Branchenverband Dehoga Bayern zeichnet derweil trotz stufenweiser Öffnung ein angespanntes Bild. Im Juni verzeichneten Hotels und Restaurants laut Branchenumfrage Umsatzeinbußen von 29 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Juni 2019. 40 Prozent der im Juli Befragten sehen nach wie vor ihren Betrieb in der Existenz bedroht. Ein knappes Viertel zieht sogar eine Betriebsaufgabe in Erwägung. Der Dehoga Bayern beklagt allerdings nicht die Mitarbeitersituation, sondern fordert weitere, verantwortbare Öffnungsschritte. Die Branche ein Teil der Lösung. Sie schaffe anders als bei privaten Treffen sichere Räume aufgrund hoher Schutz- und Hygieneauflagen sowie durchgängiger Kontaktnachverfolgbarkeit.